Gelsenkirchen.

Uwe Rehfuß (63) traute seinen Augen nicht. Da war doch tatsächlich mal jemand vor ihm und seiner Truppe aus Bergkamen an der Schalker Geschäftsstelle. Und das nach neun Jahren als Erster! Dabei hatten Uwe Rehfuß und Co. dort bereits am Samstag zum Bordon-Abschiedsspiel ihren Pavillon aufgeschlagen. 1500 Schalke-Mitglieder standen laut Verein am Dienstag um 9 Uhr vor den Toren, als der Ticketverkauf losging. Als erster seine Karten präsentieren konnte Sebastian Mauersberger. 56 Stunden und 22 Minuten habe der Kölner Schalke-Fan in der Schlange gestanden, sagt er müde, aber glücklich.

Ein Außenstehender könnte auf dem Weg zur Geschäftsstelle vermuten, dass irgendwo in der Nähe ein Festival stattfindet. Junge Menschen mit Klappstühlen, Schlafsäcken und Zelten unter den Armen kommen ihm schlurfend und mit müden Augen entgegen. Glücklich sind sie aber alle, denn sie haben Karten für Schalke-Heimspiele in der Tasche. Die meisten Mitglieder nutzen das erlaubte Maximum von vier Karten aus, manche haben eine Vollmacht von Freunden dabei, dann dürfen’s auch acht Tickets sein.

Nicht mehr ganz nüchtern, abgekämpft und müde

Das war nicht immer so. „Vor fünf Jahren hat einer mit mehreren Vollmachten 21 Karten gekauft“, erinnert sich Uwe Rehfuß an jemanden, den er die Karten später hat weiterverkaufen sehen. Der Ärger darüber ist ihm jetzt noch anzumerken.

S04 Saisoneröffnung

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Vor dem Fan-Shop sitzen Mirko (17), Christian (17) und Sarah (20) aus Essen und Neuss auf ihren zusammengepackten Sachen und warten auf das Taxi Mama. Es ist später Vormittag, sie haben gerade ihre Tickets gekauft. Ganz nüchtern sind sie nicht mehr, dafür ganz abgekämpft und müde. Für welche Spiele sie sich Karten gesichert haben?

Quatschen beim Bier

„Gegen Lüdenscheid-Nord, gegen die Bauern, gegen die Fischköppe und gegen Hertha“, bringt Christian hervor. Seit Montagabend um 21 Uhr hat das Trio vor der Geschäftsstelle campiert. Und das war nett: „Man lernt sich beim Grillen kennen, man quatscht ein bisschen bei einem Bier“, sagt Christian. In den Gesprächen gehe es dann um „die Saison, die blöden Trainer, die Zugänge, die Abgänge, alles“.

Die Plätze weit vorne in der Schlange vor der Geschäftsstelle sind begehrt. So begehrt, dass Regine Rehfuß (53), der Frau von Uwe, ein unmoralisches Angebot gemacht wird. Um viertel vor acht tippte ihr jemand auf die Schulter: „Ich brauche nur zwei Karten. Kann ich dazwischen? Ich zahle auch.“ Er bekam eine Abfuhr. „Das ist doch unfair“, sagt Regine Rehfuß. Auf so ein Angebot würde hier aber auch sonst kein Fan eingehen, ist sie sicher. Ansonsten gäbe es vermutlich auch Tumulte.

Pavillon aufgebaut

In der Schlange geht es zivilisiert zu. Artig warten die Schalke-Mitglieder auf ihren Klappstühlen, die weiter vorne stehen. Für den Sicherheitsdienst gibt es nicht viel zu tun. Zwischen zehn und 20 Personen lasse man auf einmal rein, erzählt ein Ordner. Eigentlich schließe die Geschäftsstelle um 18 Uhr, aber man werde alle Fans bedienen. In der Vergangenheit sei es auch schon mal 19 Uhr geworden - egal: „Wir lassen hier niemanden stehen auf Schalke.“

Schalke ohne S04

Foto (Oktober 2007): Hans Blossey
Foto (Oktober 2007): Hans Blossey © Hans Blossey
Das Wappen war auf dem Schrägdach der Geschäftsstelle installiert (Bildvordergrund). Foto (August 2007): Hans Blossey
Das Wappen war auf dem Schrägdach der Geschäftsstelle installiert (Bildvordergrund). Foto (August 2007): Hans Blossey © Hans Blossey
Schalke ohne S04: Die Knappen mussten am Mittwoch das abgeknickte Vereinswappen von ihrer Geschäftsstelle in Gelsenkirchen nehmen und abtransportieren lassen. Foto: Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
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So rotierte das Knappen-Wappen seit Jahren auf dem Dach der Geschäftsstelle in Gelsenkirchen-Erle. Foto: Dirk Bauer
So rotierte das Knappen-Wappen seit Jahren auf dem Dach der Geschäftsstelle in Gelsenkirchen-Erle. Foto: Dirk Bauer © WAZ
Schalke ohne S04: Die Knappen mussten am Mittwoch das abgeknickte Vereinswappen von ihrer Geschäftsstelle in Gelsenkirchen nehmen und abtransportieren lassen. Foto: Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
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Mit dem „Vordrängler“ im Zelt hat Uwe Rehfuß sich noch einigen können. Er und sein 10-Mann-Trupp – alle im Laufe der Jahre beim Kartenvorverkauf kennengelernt – konnte an bewährter Stelle den Pavillon aufbauen. Der Zelter rückte nach hinten, durfte aber natürlich als Erster in die Geschäftsstelle gehen. Der 12. Mann jedenfalls ist fit für die Saison.