Gelsenkirchen. Große Party auf dem Tossehof. Der Quartierumbau ist nach vier Jahren abgeschlossen. Neben Oberbürgermeister Frank Baranowski kam als prominenter Besucher auch NRW-Bauminister Harry K. Voigtsberger vorbei.
Wenn Mieter im Freien feiern und ihr Wohnquartier preisen, duftet es nach süßen Leckereien, macht Grillgeruch Appetit auf Bratwurst, fließt Bier aus den Zapfhähnen. Das war am Samstag nicht anders, als die Bewohner der Kopernikusstraße im Tossehof ihr neues Zuhause mit Tanz, Comedy und Gesang feierten.
Doch diesmal mischte sich Prominenz unter die Wohngemeinde. NRW-Bauminister Harry K. Voigtsberger und Oberbürgermeister Frank Baranowski überzeugten sich beim Mieterfest von einer gelungenen Stadtumbauplanung. Etwa fünf Mio Euro öffentliche Fördermittel flossen seit 2007 in das Projekt, in das die GGW 14 Mio € investierte.
Frühere Mustersiedlung
Das einst als Mustersiedlung gepriesene Bauprojekt war vor dem Umbau längst kein Vorzeigeprojekt mehr. Vandalismus, Imageprobleme, schlechte Gebäudesubstanz, dunkle Angsträume trieben die Menschen fort. Jede siebte der 190 Wohnungen stand leer. Die Hausnummern zwei und vier in der Kopernikusstraße gibt es heute nicht mehr. Die 14-geschossigen Häuser wurden abgerissen, die verbliebenen auf vier Etagen zurückgebaut. 103 Wohnungen sind nach Renovierung und neuem Zuschnitt geblieben. „Heute“, meinte Baranowski, „können wir mit Stolz von einem Vorzeigeprojekt sprechen.“ Dabei sei es nicht leicht gewesen, die GGW von der Maßnahme zu überzeugen. „Es war unsere einzige Chance. Irgendwann hätte der Leerstand bei 50 Prozent gelegen.“
Beeindruckt von dem neuen Siedlungsbild war Voigtsberger, der die Gestaltung der gesamten Anlage als beispielhaft empfand. „In Großwohnsiedlungen will kein Mensch mehr leben.“ Sein Appell, für strukturelle Verbesserungen und modernisierte Stadtviertel zu kämpfen, richtet sich an Berlin. Die Gesamtmittel seien von 600 auf 266 Mio € gekürzt werden. Den Tossehof sieht er als Muster dafür, wie sinnvoll öffentliche Fördermittel zur Verbesserung der Wohnqualität eingesetzt worden seien.
"Route des Regenwassers"
Für die GGW war das Projekt ein Kraftakt, trotz öffentlicher Gelder. So mahnte GGW-Vorstandschef Harald Förster weitere Mittel an. „Wir allein können den Stadtumbau nicht schultern.“ Er sieht den Umbau als Vorzeigemodell, weil die Bewohner einbezogen wurden. Stolz ist er auf die neuen Freiräume, die in viel Grün eingebettete Wohnlandschaft, die modernen Wohnungszuschnitte. Der Energieverbrauch macht kaum ein Drittel der früheren Werte aus.
Dass die Siedlung auch beim Wasser andere Wege geht, brachte den Bauherren das Lob vom Vorstandschef der Emschergenossenschaft ein. Dr. Jochen Stemplewski überreichte eine Tafel mit dem Gütesiegel „Route des Regenwassers“ für zukunftsfähige Wasserwirtschaft. Auf einer Fläche von 7000 qm Fläche fließt das Wasser nicht in die Kanalisation, sondern versickert im Rasen oder gelangt über ein Regenrinnensystem in den benachbarten Sellmannsbach. Und der soll spätestens 2017 renaturiert sein und das Stinken dann endgültig einstellen.