Gelsenkirchen. Kann der Bus die Haltestelle anfahren? Kann ich aussteigen?Jeden Freitag muss sich Gisela Nuyen erneut diese Fragen stellen. Die Ückendorferin ist zu 100 Prozent schwerbehindert und auf einen Scooter – eine Art elektrischen Rollstuhl – angewiesen.
Einmal in der Woche fährt sie am frühen Nachmittag mit der Linie 385 nach Bismarck. An der Haltestelle Olgastraße kann sie aber meistens nicht aussteigen, weil parkende Autos die Bucht blockieren. Die Stadt hat jetzt Abhilfe in Form von Markierungsstreifen versprochen.
Sturzgefahr beim Aussteigen
Wenn Gisela Nuyen mit ihrem Scooter den Bus verlassen will, dann geht das nur über eine Rampe, die auf dem Bürgersteig aufliegen muss. Ansonsten wäre das Gefälle zu hoch. Läge die Rampe, mit der jeder Bus ausgestattet ist, auf der Straße auf, wäre die Sturzgefahr zu groß. „Der Bus muss dann mitten auf der Straße halten“, ärgert sich ihr Mann Dieter.
Für andere Fahrgäste ist das kein Problem, für seine schwerbehinderte Frau allerdings schon. „Letztens musste der Bus 150 Meter weiter fahren, bevor meine Frau vernünftig aussteigen konnte.“ Den Busfahrern macht das Ehepaar keine Vorwürfe. Im Gegenteil: sie würden bei der nächstbesten Gelegenheit halten, auch ohne Haltestelle.
Ignorante Falschparker
Blockierte Haltebuchten - anscheinend keine Ausnahme. „Das passiert leider immer wieder“, sagt Karl-Heinz Kwiatkowski, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Gelsenkirchener Behindertenverbände und Selbsthilfegruppen. Vor und hinter einem Bushaltestellen-Schild seien jeweils 15 Meter Abstand einzuhalten.
Udo Brückner (SPD), der Vorsitzende im Beirat für Menschen mit Behinderungen, erinnert sich an einen ähnlichen Fall an einer Haltestelle im Ravenbusch in Bulmke-Hüllen. Nachdem die Bogestra und der Kommunale Ordnungsdienst informiert waren, habe er allerdings nichts mehr von der Angelegenheit gehört. „Ich gehe davon aus, dass das mittlerweile in trockenen Tüchern ist“, so Brückner.
Markierung soll Abhilfe schaffen
„Die Beschwerde ist uns bekannt“, sagt Stadtsprecher Oliver Schäfer. Politessen hätten an der Haltestelle auch schon Verwarnungsgelder für die Fahrzeughalter ausgesprochen. „Die Fahrer können 30 Meter schlecht einschätzen“, so Schäfer. Abhilfe soll jetzt eine Markierung auf dem Asphalt in diesem Bereich schaffen, die die Stadt beschlossen hat. Dann müssen die Fahrer nicht mehr schätzen.