Gelsenkirchen..
Böswillige Gemüter könnten die Band auf dem absteigenden Ast wähnen: Als Status Quo am Freitagabend im Amphitheater gastierten, war der Publikumszuspruch nicht gerade überwältigend.
Lediglich rund 1400 verkaufte Karten im Vorverkauf sprechen eine deutliche Sprache, weshalb auch die Außenbereiche des 6500 Besucher fassenden Runds großzügig abgesperrt waren, um zumindest die Illusion von vollen Rängen zu schaffen. Und auch der einsetzende Nieselregen passte irgendwie ins Bild.
Das änderte sich aber schlagartig, als die britischen Rockveteranen die Bühne betraten – rund zehn Minuten vor dem eigentlich anvisierten Anstoß. Die Boogie-Nummer „Caroline“ dröhnte laut und druckvoll, aber ausgesprochen klar aus den Boxen.
Der Band selbst merkt man die Jahrzehnte auf dem Rock’n’Roll-Buckel nicht an. Rick Parfitt steht breitbeinig am Bühnenrand, während er mit kräftigen Schlägen in die Saiten seine Telecaster malträtiert. Sein Pendent – Francis Rossi – gibt in der Bühnenmitte den Clown, gewohnt stilvoll in weißem Hemd und Nadelstreifenweste gekleidet, schneidet der Träger des „Order Of The British Empire“ pausenlos Grimassen und sucht den Kontakt zu den ersten Reihen.
50-jährige Bandgeschichte
Die nehmen den Ball dankend auf. Es wird kraftvoll geklatscht und lautstark mitgeschallert. Auf der Tribüne packt das überwiegend reifere Publikum die über die Jahre leicht angestaubte Luftgitarre aus, als lägen die Jugendtage erst wenige Jahre zurück. „Nee, wat is’ dat geil“, befindet ein Fan auf dem Rang, der sein ergrautes Haar zwar weiterhin lang und zum Pferdeschwanz gebunden trägt, aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass der Ponyansatz über die Jahre deutlich nach hinten gerückt ist.
Fast zwei Stunden lang nehmen Status Quo das Rund auf eine Reise durch die mittlerweile fast 50jährige Bandgeschichte. Neben Songs des aktuellen Langspielers „Quo Vadis“ (dt.: Wo geh’se?!“) hagelt es natürlich auch die unzähligen Hits des Fünfers. Im Zugabenblock gibt es nicht nur das Bolland & Bolland-Cover „In The Army Now“, sondern „Down Down“ und die Schalker-Einmarschhymne „Whatever You Want“ gleich hinten drauf. Und nach dem finalen „Rockin’ All Over The World“ waren dann auch alle zufrieden
Das gilt nicht zwingend für das Duo „Acoustic Experience“, das das Vorprogramm bestritt. Mit der Westerngitarre in der Hand coverte man sich durch die Rockgeschichte, traf aber nicht beim jedem Besucher auf Gegenliebe. Einer mutmaßte: „Was soll den sowas?! Die haben das doch bei Ebay ersteigert, dass die hier spielen dürfen.“