Essen./Gelsenkirchen. Er sitzt da in Trainingsjacke, kaut sein Kaugummi und spricht vor allem von eigenen Problemen. Dass Maik D. (38) seine 84 Jahre alte Vermieterin in Heßler getötet hat, räumt er zwar ein. Erinnerung an die Tat will er aber nicht haben.

„Das wird schon so sein“ sagt er vor dem Essener Schwurgericht Ausführlicher redet er über seine Sucht und psychische Probleme. Laut An­­klage hat er die Gutmütigkeit der Vermieterin ausgenutzt. Der seit Jahren drogenabhängige Arbeitslose zog im September 2009 ein, wohnte in einer Einliegerwohnung in der Kanzlerstraße Tür an Tür mit der Vermieterin. Mit dem Geld gab es Probleme. Maik D. zahlte kaum Miete, bat die 84-Jährige aber um Geld. Sie zahlte. Immer wieder.

Zu verschenken hatte sie nichts. Auf Schuldscheinen no­tierte sie das verliehene Geld, dazu Mietrückstände. Zum Schluss, im Januar 2011, sind es 22 541 Euro, die er ihr schuldet. Die Papiere zeigen die rasante Entwicklung. „Das sind über 1000 Euro im Monat“, rechnet Richter Andreas Labentz, „da müssen sie ja jeden Tag gefragt haben“. Er wolle nichts schön reden, sagt der Angeklagte, „aber heute kann ich mir das auch nicht mehr vorstellen“. Er bietet Erklärungen an, die aber kaum jemand im Saal nachvollziehen kann. Die Vermieterin habe ihn im Hausflur täglich gefragt, ob er Geld brauche. Er habe das manchmal abgewiesen, aber das hätte die Vermieterin nicht beeindruckt: „Sie gab mir dann einen Zwanni oder einen Fuffi.“

Druck musste er offenbar nicht ausüben. Die 56 Jahre alte Nichte der Getöteten erzählt, dass die Tante ihr im Sommer 2010 „eine große Dummheit“ gestanden habe. Aus Angst, dass er nichts zurückzahlt, hätte sie weiter gezahlt. Von Drohungen sei keine Rede gewesen. Dem Einsatz der Nichte ist es zu verdanken, dass dem Mieter nach diesem Gespräch die Wohnung gekündigt wird. Er zieht aus, kommt aber weiterhin, um sich bei ihr Geld zu holen. erst im Januar verweigert sie die Zahlung, nimmt Kontakt mit der Polizei auf.

Am 8. Januar erscheint er erneut. Laut Anklage will er sich mit Gewalt Geld holen. Er habe die Tür mit einem Schraubenzieher aufgehebelt und die im Rollstuhl sitzende Frau geknebelt, geschlagen und erstochen. Er spricht von einer anderen Vorgeschichte. Er habe mit ihr über seine Therapie und die Rückzahlung der Schulden reden wollen. Da habe sie ihn beleidigt: „Fatzke, Taugenichts“. Sie habe ihn an der Kampfjacke gepackt. „Dann habe ich total abgeschaltet“, sagt er. Am Freitag wird der Prozess fortgesetzt.