Gelsenkirchen. . „Wenn einem die Galle hochkommt“ lautete der Titel des WAZ-Medizinforums, das in Kooperation mit dem St. Marien-Hospital in Buer durchgeführt wurde. Im Kern ging es um Steine, Gallensteine.

Gallensteine merkt man. Sie verursachen Schmerzen und Koliken, so ist die landläufige Meinung. Dass dem nicht immer so ist und weitaus mehr Menschen Steine haben als jene, die Beschwerden haben, darüber informierte am Mittwoch das WAZ-Medizinforum im Michaelshaus in Buer.

Um zu verstehen, was da im Körper überhaupt vor sich geht, braucht man Grundkenntnisse der Anatomie. Die vermittelte Dr. Thomas Herchenbach, niedergelassener Internist und Gastroenterologe. „Die Leber produziert einen bis anderthalb Liter Gallenflüssigkeit am Tag. Sie wird in der Gallenblase gespeichert und dient der Fettverdauung. Wenn nun Speisebrei aus dem Magen in den Dünndarm übertritt, ist das für die Gallenblase das Signal, Galle auszuschütten.“ Und an dieser Stelle kommt die Ernährung ins Spiel. Je fetter das Essen, desto mehr Arbeit für die Verdauungsorgane. „Früher merkte man das immer, wenn man an Weihnachten im Krankenhaus Dienst hatte“, scherzte Herchenbach.

Jeder Vierte hat Gallensteine

Rund zwanzig Prozent der Menschen, so schätzt man, haben Gallensteine. Allerdings entwickelt nur ein Viertel Symptome. Und die können unterschiedlich sein. Sie reichen von Übelkeit und einem Druckgefühl bis hin heftigen Schmerzattacken. Kommt es zu einem Verschluss der Gallenwege, wird der Gallenfarbstoff nicht über den Darm ausgeschieden. Die Folge ist eine starke Einfärbung des Urins und heller Kot.

Die Diagnose wird über Ultraschall, Laborbefunde und Abtasten gestellt. Die Therapie ist abhängig davon, ob sich der Stein oder die Steine in der Gallenblase befinden oder bereits im Gallengang, der zum Darm hinführt. „Der Gallengang gehört dem Internisten, die Gallenblase dem Chirurgen“, so Herchenbach.

Steine gehen zuweilen von selbst ab

Die weitere Behandlung findet oft im Krankenhaus statt. Gallengangsteine gehören zum Alltag von Dr. Markus Wittenberg, Leiter der medizinischen Klinik im St. Marien-Hospital. Nicht selten erlebt er in der Praxis, dass die Steine spontan von selbst abgehen. „Dann ist die Diagnose oft nur aus dem Verlauf zu stellen“, so der Arzt. Schwieriger wird es, wenn der Stein im Gallengang eingeklemmt wird. Dann muss er im Rahmen einer Spiegelung entfernt werden, sofern das Krankheitsbild akut ist. „Bei einer chronischen Steineinklemmung besteht kein zwingender Handlungsbedarf, wenn keine Beschwerden auftreten und der Stein kleiner als acht Millimeter ist.“ Kommt es zu Komplikationen wie einer eitrigen Entzündung des Gallengangs oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung, beide teilen sich denselben Gang zum Darm, muss schnell gehandelt werden.

WAZ Medizinforum

Dr. Frank P. Müller, Dr. Markus Wittenberg, Dr. Thomas Herchenbach und WAZ-Redakteur Jörn Stender.
Dr. Frank P. Müller, Dr. Markus Wittenberg, Dr. Thomas Herchenbach und WAZ-Redakteur Jörn Stender. © WAZ FotoPool
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Dr. Thomas Herchenbach
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Dr. Frank P. Müller und Dr. Markus Wittenberg
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Sitzen die Steine in der Gallenblase, ist Dr. Frank P. Müller, Chef der Allgemein- und Viszeralchirurgie, gefragt. Er dokumentierte, dass die Erkrankung keineswegs etwas mit dem Alter des Patienten zu tun hat und brachte zwei Patienten mit. Gisela Streier litt viele Jahre unter Gallensteinen, bis sich die Situation zuspitzte. „Ich dachte, ich muss sterben.“ Und auch die 13-jährige Christin hatte jahrelang Schmerzen im rechten Oberbauch, bis klar war, was ihr fehlte. In beiden Fällen kam nur eine Operation in Frage, vor der Müller den Anwesenden die Angst nehmen wollte. Denn sie hat einen entscheidenden Vorteil: Sie behebt das Problem garantiert. „Es geschieht eine definitive Sanierung“, so der Chefarzt.

Erhöhte Krebsgefahr

Meistens kann der Eingriff laparaskopisch erfolgen, also über kleine Löcher in der Bauchdecke. Diese OP-Form sorgt für weniger Komplikationen. „Und sie hat sich aus kosmetischen Gründen durchgesetzt“, so der Arzt, der ein OP-Video vorführte.

In einer Sache widersprach Müller seinen Vorrednern. Er sprach sich dafür aus, auch die Gallensteine, die keine Beschwerden machen, stets im Blick zu haben. „Es gibt da Ausnahmen, in denen doch zu einer Operation zu raten ist.“ Und zwar, wenn der Stein größer als drei Zentimeter sei. Dann sei die Krebsgefahr bis zu zehnfach erhöht.“