Gelsenkirchen.. Wenn Tiere für Urlauber weichen müssen, dann treten Organisationen wie die Pfötchenhilfe Rhodos auf den Plan. Sie helfen den Tieren, die in ihren Ländern mit vielen Mitteln bekämpft werden.
Wenn am Mittelmeer die Feriensaison beginnt, müssen die Tiere weichen. Lena Redel von der Pfötchenhilfe Rhodos hat dann alle Hände voll zu tun, misshandelte Hunde und Katzen in Pflegefamilien oder an neue Herrchen zu vermitteln. Denn auf der griechischen Insel werden die Tiere mit Ködern vergiftet oder „wie Müll weggeschmissen“, weiß Andreas Breitkopf vom Gelsenkirchener Tierschutzverein.
Breitkopf kennt die Reaktionen der Deutschen auf dieses Thema nur zu gut: „Die erste Aussage ist meistens: Hier gibt es doch genug Elend, warum sollen wir uns um Tiere von woanders kümmern.“ Doch die Zustände auf der Mittelmeerinsel lassen sich kaum mit den deutschen vergleichen. Rund 40 Bilder haben die beiden beim Redaktionsbesuch mitgebracht. Es sind Fotos von misshandelten, fast verhungerten oder angefahrenen Hunden, die am Wegesrand liegen gelassen werden. Kein appetitlicher Anblick zum Frühstückskaffee.
"Mensche haben kein Gewissen"
„Die Menschen haben dort kein Gewissen, das ihnen sagt, dass das Lebewesen sind, denen man helfen muss“, sagt Breitkopf, der bis vor Kurzem Vorstandsmitglied des Tierschutzvereins war. Eine Institution, die auf Rhodos kaum denkbar wäre. „Mir haben einige Griechen wortwörtlich gesagt: Lieber ein toter, griechischer Hund, als ein glücklicher deutscher“, berichtet Lena Redel von einem ihrer privat finanzierten Tripps.
Wo kommen all die Streuner her? Die Insulaner bevorzugten in der Regel reinrassige Tiere. „Wenn in Griechenland die Ferien anbrechen, die Eltern arbeiten müssen, kaufen sie den Kindern Welpen. Die werden dann nach zwei, drei Monaten wie Spielzeug weggeschmissen“, berichtet Redel. Im Hinterhof oder der Wildnis werden die jungen Tiere angekettet und verdursten.
Köder mit Rattengift
Wenn sie Glück haben, werden sie „nur“ ausgesetzt und vagabundieren über die Insel. Dann ist es vorbei mit den reinrassigen Hundis, denn „was sich da am Strand alles so trifft und vermehrt“, meint Breitkopf. Das stößt der örtlichen Tourismus-Maschinerie bitter auf, deshalb sind im April und Mai an vielen Strandabschnitten Köder mit Rattengift ausgelegt. Ein qualvoller Tod. Urlauber, Tierärzte und lokale Tierschützer greifen die Tiere auf und bringen sie in ein abgelegenes Tierheim, mit dem die Pfötchenhilfe zusammen arbeitet. Doch auch hier machen sich die Sparmaßnahmen der griechischen Regierung bemerkbar. Halb privat, halb staatlich geführt, fehlt es an nahezu allem.
Flugpatenschaften gesucht
Spielzeug, Futter und Medikamente werden dringend benötigt. Bisher haben die 25 Vereinsmitglieder, die Anlaufstellen in Essen, München und Gelsenkirchen anbieten, einen Großteil aus eigener Tasche und Spenden finanziert. Nur die Tierarztkosten belaufen sich jährlich auf 6000 bis 8000€. Bevor nur ein Tier das Land verlassen darf, muss es medizinische Tests durchlaufen, gechippt und geimpft sein. Erst dann geht es zum Flughafen. Für die Überführung werden noch Urlauber gesucht, die Flugpatenschaften übernehmen. Kosten entstehen dabei keine, die Tiere werden zum Flughafen gebracht und am Zielort von der Pfötchenhilfe abgeholt.
Mäntel für Möpse
Bevor sie in eine neue Familie kommen, treten Lena Redel oder ihre Essener Kollegin und Vereinsvorsitzende Mirjam Sdun in Aktion. Sie führen Gespräche mit den neuen Besitzern und verschaffen sich ein Bild von dem neuen Zuhause. „Wir möchten ja nicht, dass die Tiere vom Regen in die Traufe kommen“.