38 000 Fans feiern in der Veltinsarena - dabei blieb das Unwetter draußen und trotzdem kaum ein Auge trocken

„Reiß' die Hütte ab” – Viel passender hätte Mickey Krause den Einstieg in seine Show nicht wählen können. Ungerührt vom draußen tobenden Unwetter feierten Freitag 38 000 Fans in der Veltins Arena die Schlagerparty des Jahres.

Über sechs Stunden lang gab es im 30-Minuten-Takt non-Stop einen Künstler nach dem anderen auf Aug' und Ohr. Die Bestzungsliste las sich dabei wie das Who is who der deutschen Schlagerszene: Heino, Jürgen Drews, Michael Wendler, Namensvetter Holm, Lokalmatador Olaf Henning und, und, und. „Fehlt eigentlich nur noch Wolle Petry”, findet ein junger Mann, der sich gerade sechs Becher Bier schleppend einen Weg durch die Menge bahnt. Besagter Wolle hat zwar schon vor Jahren seine Karriere beendet, aber Recht hat er schon irgendwie.

Sei's drum. Die Angetretenen taten alles, um die Schlagernacht Auf Schalke zum Kochen zu bringen. Die Message ist denkbar einfach: „Weiber, Weiber! – Feiern, feiern!” (Anfeuerungsruf Mickey Krause) und die Botschaft kommt an. Während man sich in den vorderen Reihen und auf den Rängen auf springen und in die Hände klatschen beschränkt, werden weiter hinten, wo sich die Reihen etwas lichten, die Hüften geschwungen. Discofox ist angesagt. Ob immer im Takt und wie in der Tanzschule gelernt, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

Dafür wird natürlich allerorts fleißig mitgesungen. Die Texte kennt sowieso jeder, werden die Hits entweder seit Jahren geschallert und praktisch genetisch an nachfolgende Generationen weitergegeben. Und sonderlich anspruchsvoll geht's auch nicht zu. „Arrividerci Hans, das war der letzte Tanz” – Der Pumukel hätte in Bezug auf Rosanna Roccis Song sicherlich befunden: „Was sich reimt, ist gut.”

Und wenn's mit dem eigenen Liedgut nicht reicht, wird dann eben mal ein Coverssong zu Rate gezogen. Michael Holm intoniert neben Eigengewächsen wie „Tränen lügen nicht” auch „Rocking All Over The World”, Queens „We Will Rock You” wird sowohl von Mickey Krause als auch von Bernie Paul rausgehauen. „Freddie Mercury würde sich im Grabe umdrehen”, befindet ein offenkundiger Rock-Fan. „Oder sich ob der Tantiemen die Hände reiben.”

Während die meisten Akteure beim Halbplayback im wahrsten Sinne die Puppen tanzen ließen, ließen Michael Holm und Heino ganz alte Schule die Bigband aufspielen. Letzterer, von Moderator Jürgen Drews als „der Kaiser des deutschen Liedguts” tituliert, glänzte dabei als charmanter Entertainer in Frank Sinatra Manier. Und als Heino dann zum großen Finale „Glück auf, der Steiger kommt” anstimmt, stimmen alle 38000 Kehlen mit ein. Gänsehaut pur.

Herr im Ring, was den Publikumszuspruch angeht, ist allerdings der selbsternannte König des Popschlagers: Der Wendler punktet mit Hits wie dem obligaten „Sie liebt den DJ” – und das nicht nur bei den eigenen Anhängern, die sich schon nachmittags in die ersten reihen drängen, schick beleibt in T-Shirts mit Aufschriften wie „Wendler Luder” oder „Wendler Ultras”.

Nach Veranstalterangaben soll es im kommenden Jahr wieder eine Schlagernacht geben.