Gelsenkirchen. . 1905 wurde sie in Rotthausen geboren, sie ist die älteste Gelsenkirchenerin: In ihrer Wohnung feierte Johanna Gruhn am Montag ihren 106. Geburtstag im kleinen Verwandtenkreis - aber mit Grüßen vom Bundespräsidenten.

Die Wohnung ist herausgeputzt, das Sideboard ist ein Blumenmeer, ein prächtiger Geschenk-Strauß steht auf dem Couchtisch, für die Gäste steht Konfekt bereit, Sekt perlt in den Gläsern. Die Besucher stoßen auf das Wohl von Johanna Gruhn an. 106 Jahre alt wurde sie Montag – und man darf wohl sagen: In dem Alter hat man einige Erfahrungen mit herausragenden Geburtstagen.

Entsprechend gelassen wirkt die Jubilarin in ihrem Wohnzimmer. Zart und heiter sitzt sie in einem Sessel, prostet den Besuchern zu und lacht – man ahnt es bei dem Anlass – über ein paar Jopie-Heesters-Witze. „Aber singen und tanzen“, sind sich die Gratulanten einig, „musst du nicht“. „Kann ich auch nicht mehr“, sagt das Geburtstagskind. Und die Augen blitzen.

Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski ist gekommen, um die Glückwünsche der Stadt zu überbringen. Der Bundespräsident hat geschrieben. Mal wieder. Johanna Gruhns Kinder, Ingrid (69) und Klaus (78), sind mit ihren Partnern da. Irgendwer in der Runde hat recherchiert, dass bundesweit gerade mal rund 70 Männer und Frauen leben, die älter als 105 Jahre sind und ebenfalls von höchster Stelle Post bekommen. 37 Menschen in Gelsenkirchen haben die 100er-Marke genommen, Johanna Gruhns ist die älteste von ihnen.

37 Männer und Frauen sind 100 Jahre und älter

In Rotthausen wurde Johanna Henriette Laux am 4. April 1905 als mittlere von drei Schwestern geboren – mitten hinein ins Deutsche Kaiserreich. Der erste Motorflug lag gerade ein gutes Jahr zurück, Automobile waren noch absolute Rarität. Die Eltern waren nach Rotthausen gekommen, weil der Vater als Leibdiener des belgischen Dahlbusch-Generaldirektors arbeitete. Später übernahmen sie das Bergwerkskasino.

Als Mädchen arbeitete Johanna erst im Haus an der Briesenstraße und später im Kasino mit Festsaal an der Rotthauser Straße mit. 1928 heiratetet sie schließlich den Brauereikaufmann Josef Gruhn, mit dem es sie 1937 nach Dortmund verschlug. Dort arbeitete ihr Mann für die Stiftsbrauerei, sie war Hausfrau. Nach seinem „leider so frühen“ Tod 1968 kehrte sie in die alte Heimat zurück.

"Ich war nie länger krank, toi toi toi"

Seit 1974 lebt Johanna Gruhn an der Karl-Meyer-Straße. Im Haushalt hat sie Hilfe. Freitag war eine Frisörin da und hat sie chic gemacht für den Festtag. Fernsehen und Lesen, Mittagsschläfchen und regelmäßig der Gang zum Friedhof („das ist ja nicht weit“) gehören zum Alltag. „Es geht noch ganz gut“, sagt Johanna Gruhn. „Ich war nie länger krank, toi, toi, toi.“

Das Telefon klingelt. Weitere Gratulanten melden sich. Sonntag wird noch mal bei der Tochter in Essen nachgefeiert. Mit fünf Enkeln und drei Urenkeln. Und sicher noch dem ein oder anderen Gläschen Sekt.