Gelsenkirchen.. Über acht Jahre hat ein 31-jähriger Versicherungsmakler Männer mit Ko-Tropfen betäubt und die Wehrlosen anschließend sexuell missbraucht.

Am liebsten wäre er unsichtbar. Die Hände ständig im Gesicht, auch mal auf beiden Ohren. Der Versicherungsmakler (31) aus Gelsenkirchen hört am Freitag die Anklage vor dem Landgericht Essen; ihm wird „sexueller Missbrauch widerstandsunfähiger Personen“ vorgeworfen.

Im Zeitraum von acht Jahren (bis Juli 2010) soll er sechs mit ihm bekannte oder befreundete Männer in seiner damaligen Wohnung in Bulmke-Hüllen und auf Reisen (Paris, Istanbul, USA, Gran Canaria) in 30 Fällen mit Ko-Tropfen in Tiefschlaf versetzt haben. Eine Stunde und länger soll er sich jeweils an den Männern vergangen haben.

Der Versicherungsmakler hatte alles auf Video aufgezeichnet. Mehr als 20 Stunden Material gibt es. Die Polizei fand die Aufzeichnungen im Juli 2010 in der Wohnung des Angeklagten. Nach seinem Urlaub mit einem Bekannten in Gran Canaria war man ihm auf die Spur gekommen.

Das kam so: Das letzte Opfer fühlte sich im Urlaub immer schlechter. Beim Schwimmen wurde ihm schwarz vor Augen. Staatsanwältin Kati Nothdurft schilderte, wie der Mann etwa im Bad des Hotelzimmers besinnungslos auf dem Boden lag. Er soll gejammert, gestöhnt und um Hilfe gerufen haben.

Der Angeklagte erklärte ihm die Beschwerden, so die Staatsanwältin, mit dem Klimawechsel. Der Mann fühlte sich nach der Rückkehr Mitte Juli so elend, dass er sofort in eine Gelsenkirchener Klinik ging. Dort wurde eine Vergiftung mit Ko-Tropfen festgestellt. Er erstattete Anzeige.

Wie mit einer Puppe ging der Angeklagte mit seinen Opfern um. Stellte mit ihnen an, was er wollte. Die Männer, von denen nicht bekannt ist, ob sie homosexuell sind, konnten sich nicht erinnern, fühlten sich schlapp und müde.

Der 31-Jährige schwieg am Freitag. Dass die Männer beim Sex nur geschlafen haben könnten, schließt Gerichtsmediziner Dr. Trübner aus. Er hatte fünf Stunden Videos angeschaut. Schlafende könne man berühren, aber nicht intensiv stimulieren und manipulieren, führt er aus. „Sehr viel spricht für Medikamente“, so der Mediziner. Deren Dosierung setze ein bestimmtes Wissen voraus, damit sie nicht tödlich wirken. Für „absolut unwahrscheinlich“ hält er es, dass die Männer nur unter starkem Alkoholeinfluss gestanden hätten. Danach hatte der Verteidiger gefragt.

Fortsetzung folgt.