. . . ist heute Wirklichkeit - vor einem halben Jahrhundert schien das Projekt eines Opernhauses nahezu utopisch

Am 15. Dezember feiert das Musiktheater im Revier am Kennedyplatz seinen 50. Geburtstag. Doch die Geschichte des „MiR”, wie das Haus umgangssprachlich genannt wird, beginnt sehr viel früher: So wurden bereits 1914 im Stadtrat die ersten Ideen für den Neubau eines Theatergebäudes gesammelt, die Stadt hatte von 1911 bis Kriegsbeginn immerhin schon einen Theaterbaufonds von 1 150 000 Goldmark angespart. Lange wurden die Pläne dann jedoch während und nach dem Krieg auf Eis gelegt (denn inzwischen war das Geld keinen Pfennig mehr wert) und später zugunsten des Hans-Sachs-Hauses erst einmal vertagt.

Komplettes Ensemble aufgebaut

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Erst Anfang der 1950er Jahre wurde der ursprüngliche Gedanke wieder aufgenommen: Der damalige Generalintendant Hans Meissner warb mit Hochdruck für ein neues Domizil für die „Städtischen Bühnen” und baute wieder ein komplettes Opernensemble auf. Im April 1951 stellte sich auch der Theaterausschuss hinter diese Forderung: Der erste Schritt in Richtung MiR war getan (auch wenn der Name damals noch gar nicht zur Debatte stand). Ende Juli 1951 entschied sich schließlich der Haupt- und Finanzausschuss für einen Standort: Eine Schrebergarten-Kolonie sollte dem Neubau weichen, damit das Haus in direkter Nähe zum Verwaltungs- und Kulturzentrum entstehen konnte. Die erste offizielle Ortsbegehung wurde am 15. Oktober 1953 in den Geschichtsbüchern festgehalten. Eine „Theaterbau-Lotterie” sollte das nötige Geld in die Stadtkassen spülen, immerhin gab es 12 Automobile dabei zu gewinnen.

52 Arbeiten von

Architekten

Doch die Finanzplanung war nur der Anfang: Schließlich galt es, den leeren Platz in Sichtweite des Hans-Sachs-Hauses mit einem schmucken Gebäude zu füllen. Deshalb wurde 1954 ein Wettbewerb für den Theaterneubau ausgeschrieben. 52 Arbeiten von Architekten wurden eingereicht und gesichtet, den Zuschlag für den Bau erhielt am 24. Januar 1955 schließlich das Architektenteam Werner Ruhnau, Harald Deilmann, Max von Hausen, und Ortwin Rave, das den ersten Preis gewann – für den gläsernen, lichtdurchfluteten Bau, der bis heute als einer der bedeutensten Theaterbauten der Nachkriegszeit gilt und architektonisch seiner Zeit weit voraus griff.

Am 22. Juni 1956 legte Oberbürgermeister Robert Geritzmann feierlich den Grundstein für den Theaterneubau. „Stolz und freudige Erwartung erfüllten die Herzen der Menschen, die trotz der trüben Wolken am Himmel zum Bauplatz an der Wiese strömten, um Zeuge der historischen Stunde zu sein. Repräsentanten der Regierung und des öffentlichen Lebens sprachen viele Glück- und Segenswünsche. Nun kann frohgemut das Werk der Bauleute beginnen”, schrieb die WAZ damals über das Ereignis.

Doch nicht nur am Haus, sondern auch im Innenraum und auf dem Theatervorplatz wurde in den folgenden Jahren kräftig gewerkelt: „Bau-Kunst” und die „Kunst am Bau” sollten den neuen Theaterbau bestimmen. Für die Synergieeffekte sorgte unter anderem die bis heute legendäre „Bauhütte” auf dem Gelände, in der Architekten und bildende Künstler gleichermaßen Ideen austauschten und für den Bau aufbereiteten. Bis heute zeugen die Werke des Schweizers Jean Tinguely, des Engländers Robert Adams und der beiden Deutschen Norbert Kricke und Paul Dierkes eindrucksvoll von dieser Zeit.

Die Sensation gelang dem Team allerdings, als Werner Ruhnau im März 1957 in Paris den hierzulande noch kaum bekannten Künstler Yves Klein kennenlernte und ihn für das Projekt begeistern konnte. Auch hier war jedoch eine Ausschreibung zu gewinnen, bevor der Franzose das Foyer des neuen Theaters gestalten durfte – seine monochromen Schwamm-Reliefs haben die von außen sichtbare Innenausstattung des Musiktheaters im Revier allerdings weltweit bekannt gemacht.

Auch eine hervorragende Akustik hatte das neue Theater zu bieten, als es am 15. Dezember 1959 mit Pauken und Trompeten eröffnet wurde: Das große Haus bietet über 1000 Plätze, das Kleine immerhin noch 325 – und nach den derzeit laufenden Restaurierungsarbeiten dürfte sich die Klangqualität weiter verbessern. So darf man gespannt sein auf den 15. Dezember 2009, wenn das seit 1997 unter Denkmalschutz stehende Haus wiedereröffnet wird. . .