Gelsenkirchen. Von Geburt an Blau-Weiß: Schalke-Fan Michael Göbel ließ seinen Sohn Luka in der Kapelle der Arena taufen - obwohl die gesamte Familie aus Dortmund kommt und deshalb, natürlich, zum Erzrivalen Borussia hält. Aber die Kapelle ist ja neutraler Boden. Oder etwa nicht?
Die Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen. Den Ort für die Taufe des Sohnes schon. Deshalb hat Schalke-Fan Michael Göbel Sohn Luka in der Kapelle der Arena taufen lassen. Obwohl die gesamte Familie aus Dortmund kommt und zum dortigen Erzrivalen Borussia hält.
Volle Unterstützung bekam er von Ehefrau und Mutter Daniela, obwohl die sich auch zur Gruppe der „Lüdenscheider” zählt, wie die Menschen dort im günstigsten Fall in Gelsenkirchen bezeichnet werden.
„Ob ich jetzt noch in den Himmel komme?”, fragt sich einer der Taufgäste beim Gang in die heiligen Schalker Hallen. Die Zweifel sind unberechtigt. Niemand weiß das besser als Pfarrer Norbert Filthaus. „Hier in der Kapelle sind wir auf neutralem Boden und alle Schwestern und Brüder im Hause des Herrn.”
Lesung aus der Schalke-Bibel
Ohne die Taufe zu einer Spaßveranstaltung verkommen zu lassen, macht der Pfarrer trotzdem unmissverständlich deutlich, wo der neutrale Boden beheimatet ist: „Wir lesen hier aus der Schalke-Bibel, die Dortmunder können ja solange weghören.” Ganz so verbissen wie das klingen mag, geht es aber nicht zu. „Wir machen natürlich alle unsere Witze wegen der Taufe, mehr aber auch nicht”, so Taufpatin Alexandra Grimmstein. Ein Bonmot steuerte Pfarrer Filthaus gleich noch bei: „Das Taufwasser kommt zwar von Gelsenwasser, aber die gehören ja zu den Dortmunder Stadtwerken”.
Borussen-Taufe auf Schalke? Selbst Schuld, kann man aus Schalker Sicht urteilen. Denn einen passenden Tauftermin konnte man den Göbels in Dortmund nicht anbieten. Grund genug für Patenonkel Tim Lechtenfeld, als zweite wichtige Amtshandlung nach der Geburt von Luka, die Taufe auf Schalke in die Wege zu leiten. „Als erstes habe ich den Kleinen natürlich im Verein angemeldet” , berichtet der Dauerkarteninhaber. An seinem Geburtstag kann Luka nun der Einfachheit halber immer ein weiteres Jahr Schalker Mitgliedschaft feiern.
Pfarrer Filthaus erinnerte an die Überschrift der Vereinszeitschrift „Schalker Kreisel” zur Eröffnung der Arena-Kapella. „Wir taufen auch Dortmunder”, war damals zu lesen. Nach immerhin fast acht Jahren wurde das Versprechen jetzt in die Tat umgesetzt. „Blau und Weiß ein Leben lang”, lautet der Spruch, den Luka bei der Taufe auf einem kleinen Anstecker trug. Bleibt zu hoffen, dass der Sprößling das für sich auch so entscheidet. Denn zumindest sein Vorname erinnert daran, dass auch im Süden Deutschlands zuweilen guter Fußball gespielt wird.