Mit sozialkritischen Abenteuerromanen wie „Das Totenschiff” oder „Der Schatz der Sierra Madre” ist der deutschsprachige Schriftsteller B. Traven (1890 bis 1969) berühmt geworden.

Seine wahre Identität hielt er stets streng geheim. Der Germanist Jan-Christoph Hauschild hat nun ein sechsmonatiges Stipendium zur Spurensuche genutzt - und ermittelt, dass der Mann mit dem Pseudonym B. Traven auch eine Gelsenkirchener Vergangenheit hat.

Das berichtet Hauschild in einem Beitrag für die Frankfuter Allgemeine Zeitung (FAZ). Demnach hieß Traven eigentlich Otto Feige und lebte von Sommer 1906 bis Herbst 1907 in Gelsenkirchen. Und zwar aus beruflichen Gründen: Der gelernte Schlosser übernahm laut FAZ 1906 die Leitung der Geschäftsstelle Gelsenkirchen des Deutschen Metallarbeiterverbandes, der Vorläuferorganisation der IG Metall.

Das Institut für Stadtgeschichte (ISG) weiß aus Einwohnermeldearchiven sogar, wo Traven alias Feige wohnte: „Als Untermieter an der Arminstraße 10 und an der Victoriastraße”, so Prof. Stefan Goch (ISG) auf WAZ-Anfrage. An der Arminstraße 10 residiert heute das Cafe´ Arminstraße, die Victoriastraße in Horst ist 1937 in Zum Bauverein umbenannt worden.

Nach den Erkenntnissen Hauschilds trat der Gewerkschaftssekretär Feige vor allem mit Bildungs- und Kulturarbeit hervor. So sollen Überwachungsberichte der Polizei dokumentieren, so die FAZ, dass er Vorträge über die Revolution von 1848 und Ferdinand Lassalle hielt. Außerdem soll er sich u.a. um den Aufbau einer Gewerkschaftsbibliothek und einer freien Theaterbühne gekümmert haben. Am 9. Oktober 1907 „meldete er sich bei der Polizei ab, um ,auf Reisen' zu gehen.” Seine bürgerliche Existenz sei damit erloschen, so Hauschild.

Auch ohne Kenntnis der Gelsenkirchener Wurzeln hat die Stadtbibliothek viele Traven-Titel im Bestand: „Er findet hier seine Leser”, sagt Mitarbeiter Klaus Scheibe.

Zur Person

„Mein Lebenslauf ist meine Privatangelegenheit” ließ Traven alias Feige mal verlauten. Was u.a. als gesichert gilt: Der gebürtige Schwiebuser (Preußen) gab ab 1917 unter dem Pseudonym Ret Marut die anarchistische Zeitschrift „Der Ziegelbrenner” heraus. Er flüchtete vor staatlicher Verfolgung und landete über mehrere Stationen im mittelamerikanischen Exil. Als Traven Torsvan lebte er zeitweise unter Indianern im südlichen Mexiko. Viele seiner Werke spielen auch in seiner Wahlheimat.