Gelsenkirchen. Percussion zu Piano, Karibik plus Klassik: Bei MiR goes Salsa gibt’s ein hochkarätiges Crossover-Spektakel und viel Beifall für die Akteure.

„MiR goes Salsa“ und Brahms meets Buena Vista Social Club: Wenn Klassik auf Karibik trifft, dann herrscht Feuer unterm Dach. Die Neue Philharmonie Westfalen setzte das ehrwürdige Musiktheater im Revier am Samstagabend zusammen mit dem legendären Quintett „Klazz Brothers & Cuba Percussion“ mit einem rhythmischen Feuerwerk grandios unter Strom. Ein erstklassiges, hochkarätiges Crossover-Spektakel der guten Laune: Dafür gab’s am Ende jede Menge Jubel und stehende Ovationen im prall besetzten MiR.

Die ungewöhnlichen Gäste holte Chefdirigent Rasmus Baumann ins Haus und setzte damit die Erfolgsreihe „MiR goes ...“ fulminant fort. Seit Jahren schon war Baumann dran an der Combo, der Einsatz hat sich wahrlich gelohnt. Großes Sinfonieorchester trifft auf Timbales, Bongos und Congas, auf Piano, Bass und Schlagzeug. Musiker in klassischem Schwarz auf Rhythmus-Artisten in weißen Show-Anzügen. Mozart auf Mambo und Beethoven auf Salsa. Unglaublich!

Dirigent swingt am Pult

Da entsteht ein Rhythmus, bei dem jeder mit muss. Füße wippen, Köpfe nicken, Hände schnippen, im Publikum, aber auch bei den Sinfonikern auf der Bühne. Und Rasmus Baumann swingt am Pult, lässt die Hüften kreisen, der spürt dem karibischen Feeling mit jeder Faser seines Körpers nach.

Die „Klazz Brothers“, das sind Bassist Kilian Forster, der den Abend humorig moderierte, Pianist Bruno Böhmer Camacho und Schlagzeuger Tim Hahn. Zusammen mit den kubanischen Percussion-Meistern Alexis Herrera Estevez und Elio Rodriguez Luis konzipierten sie eine einmalige Klang-Programmatik aus populärer Klassik, die jeder im Ohr hat, mit Jazz, Swing, Latin und afro-kubanischen Rhythmen. Eine echte Erfolgsgeschichte, die im Konzertsaal ebenso trägt wie im Kinosaal (die Truppe ist in zwei Hollywood-Filmen vertreten).

Wussten Sie etwa, dass das Salzburger Wolferl seine Hits am kubanischen Sandstrand komponiert hat, mit einer Havanna zwischen den Zähnen und dabei die Noten von Compay Segundo abkupferte? Nun, Bassist Kilian Förster tritt den klingenden Beweis für seine Geschichte an, mit „Alla turka“ nach Wolfgang Amadeus Mozarts „Ronda a la turca“. Erst fängt es ganz klassisch an, aber dann! Dann mischt sich der swingende Salsa-Rhythmus ein, immer schneller, immer drängender. So geht es auch Bizets Carmen-Suite oder Beethovens bekannten Eingangstakten aus der 5. Sinfonie.

Brahms populärer 5. Ungarischer Tanz mutiert zum Mambo Number Five und Strauß’ „An der schönen blauen Donau“ zum „Cuban Danube“. Die Neue Philharmonie brilliert mit furiosen Tempi-Wechseln und ansteckendem Rhythmus. Als Rausschmeißer am Ende noch ein berührendes „Der Mond ist aufgegangen“. Wunderbar!