Mit der Premiere von der Choreographie „Gedanken eines Zweiflers“ auf Schostakowitschs 14. Sinfonie beginnt am 26. Februar die Ballett-Saison im Musiktheater. Es ist zugleich Auftakt zu einer Reihe von Abschiedarbeiten des scheidenden Ballettdirektors. Wolfgang Platzeck sprach mit Bernd Schindowski.

Wie fühlt man sich, wenn es langsam auf den Endspurt zugeht?

Mein Assistent Rubens Reis und ich, ja die ganze Compagnie sind gut vorbereitet und inzwischen bestens aufgestellt. Das Schostakowitsch-Ballett haben wir schon vorgeprobt, für die Compagnie steht die Choreographie. Jetzt wird auf den Bühnenproben, die gerade begonnen haben, die Schauspielerin Jule Gartzke eingebunden, und dann warte ich noch auf die Sänger. Bei der 14. Sinfonie sind die Sopranistin Majken Bjerno und Bassist Andreas Macco dabei.

Wie weit sind die anderen Projekte gediehen?

Das Ballett für Kinder HexenEinMalEins ist auch schon bis auf das Finale choreographiert. Die Musik habe ich selbst am Computer zusammengestellt. Ich kann nur sagen: Das wird ein richtiger Spaß. Für „La Ville – Die Stadt“ zur Musik von Pierre Henry steht bisher nur das, wie ich finde, ungewöhnliche Konzept, aber die Proben haben noch nicht begonnen.

Sie haben Änderungen am Jugendprojekt „Heavy Music - Cool Love“ vornehmen müssen, weil das Theater zu Ihrem Abschied eine Gala ausrichtet und Ihre Kräfte deshalb anderweitig gebunden sind.

Das stimmt - das Thema „Let’s get better“ hat sich geändert, insgesamt wird Heavy Music reduzierter sein. Andererseits bringt die Änderung aber auch eine großartige Erweiterung mit. Ich will noch nicht zuviel verraten, aber diesmal werden sehr viel mehr Profis aus dem eigenen Haus mitwirken. Ich sehr das alles sehr positiv.

Wann ist die Gala angesetzt, und was hat der Zuschauer zu erwarten?

Die Gala findet am 8. Juli statt. Wir haben lange überlegt, was wir machen sollten. Zum 25-jährigen Jubiläum haben wir einen Rückblick geboten, das kann man nicht mehr toppen. Deshalb wird es ein völlig neues, rund 50 Minuten langes Ballett geben, zu Beethovens vorletztem Streichquartett Nr. 15. Dieses Abschiedsballett wird sehr solistisch angelegt sein, alle Tänzer werden in ihren individuellen Qualitäten präsentiert. Wir sind alle entschlossen, in einem künstlerischen Rausch aufzuhören.

Die Stimmung in der Compagnie ist also gut? Keine Verunsicherung, keine Zukunftsängste?

Gar nicht. Die Compagnie ist unglaublich motiviert, von Depression ist absolut nichts zu spüren. Alle sind von diesem Rausch erfasst und freuen sich riesig auf den Endspurt.

Was kommt danach?

Was ich dann mache, weiß ich genau: Ich werde in meinem Domizil in Italien Tomaten züchten, und hier werde von einem Sprechtheater ins andere rennen. Dazu hatte ich bisher nie Zeit, der Nachholbedarf, den ich erfüllen möchte, ist gewaltig.

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Und was passiert mit dem Musiktheater, mit dem Ballett nach dem Ende der Spielzeit?

Keine Ahnung. Ich hoffe sehr, dass es aufregend weitergeht, dass es auch künftig Ballett für Kinder und Jugendliche gibt. Ich hoffe auch, dass man sich von dem Gedanken an einen Ballettmanager verabschiedet hat. Das wäre wirklich eine Katastrophe und liefe auf ein Gebrauchsballett ohne eigenen Charakter hinaus. Möglicherweise gibt es auch erst einmal eine Übergangsspielzeit gibt. Aber wie gesagt, ich weiß es wirklich nicht. Ich bin in die Überlegungen für die Zukunft nie einbezogen worden.