Gelsenkirchen.

Im bundesweiten Schuldner-Ranking ist die Stadt wieder abgefallen – von Rang 403 von 412. Der Beratungsbedarf der Schuldnerberatungsstellen bleibt entsprechend hoch.

2010 war allen Prognosen zum Trotz wirtschaftlich durchaus ein erfolgreiches Jahr – mit abklingender Krise, anspringender Exportwirtschaft, sinkenden Arbeitslosenzahlen. 2011 wird es dennoch negative Spätfolgen haben, da ist sich Astrid Simon, Insolvenz- und Schuldnerberaterin bei der Gelsenkirchener Verbraucherzentrale, recht sicher. „Die Folgen von Kurzarbeit und Wirtschaftskrise kommen bei uns mit Zeitverzögerung an.“

Für Creditreform Gelsenkirchen steht dagegen bereits fest: „Die Armut in Gelsenkirchen weitet sich aus“. So überscheibt der Verein seine Bilanz für 2010. Von bundesweit 412 untersuchten Kreisen und Städten landete Gelsenkirchen im Schuldnerranking nach Platz 403 im Vorjahr diesmal auf Rang 405. Im Vergleich mit Platz 393 im Jahr 2004 „zeigt sich die Entwicklung noch ungünstiger“, so Geschäftsführer Karl Sprenger. Die Schlusslichter bei den Personen, die ihre Schulden nicht oder nicht fristgerecht bezahlen konnten laut Creditreform: Wuppertal (Platz 411) und Bremerhaven (412).

Auf Stadtteilebene geht die Quotenschere bei der Schuldneranzahl zwischen Buer (9,88 %, Bundesschnitt 9,5 %) und Schalke/Schalke-Nord (21,12 %) weit auseinander. Irgendwo dazwischen: Erle: 13,63%, Ückendorf: 16,01 %, Bulmke-Hüllen: 17,16 % oder Alt-/Neustadt mit 20,22 %.

„Ein gutes Angebot“

In 2010, so die erste Analyse der Schuldnerberatungsstellen, blieben die Fallzahlen auf dem Niveau des Vorjahrs. 481 Fälle hatte die Verbraucherzentrale Gelsenkirchen in der Schuldner- und Insolvenzberatung. Durchschnitts-Schulden jeweils: knapp 18 000 Euro. Auf rund 1300 Beratungen wird es auch die Gafög wieder bringen. „Auch an der Zusammensetzung der Ratsuchenden hat sich nicht viel geändert“, sagt Beratungsstellenleiter Norbert Donner. Zwischen 25 und 45 Jahre alt, eher männlich, in gut der Häfte der Fälle arbeitslos und mit durchschnittlich 35 000 Euro Schulden – so sieht der typische Klient aus, der am Ahlmannshof 22 aufläuft. Wobei: „Die Hälfte der Leute hat bis zu 10 000 Euro Schulden. Aber wir hatten auch wieder rund 100 Schuldner, die nach gescheiterter Immobilienfinanzierung oder Selbstständigkeit zu uns gekommen sind. Bei denen geht es dann schnell in den sechsstelligen Bereich.“

Auf Termine und Hilfe sollen Betroffene in der Stadt maximal vier Wochen warten müssen. Die Stadt engagiert sich stark bei der Schuldnerberatung. „Wir haben ein wirklich gutes Angebot“, glaubt Donner. Offenbar ist es nötig. Ob die Menschen, die überschuldet sind, es auch wirklich nutzen, ist eine andere Frage...