Gelsenkirchen.
Die Parteien sind in der Winterpause, doch die WAZ weiß bereits jetzt, was die Polit-Szene in diesem Jahr bewegen wird. Ein vorausschauender Rückblick aufs Jahr 2011.
SPD: Die Arroganz der Macht lassen die mit absoluter Mehrheit regierenden Sozen nach wie vor nicht raushängen. Doch die Dominanz des Duos Härtel/Pruin in der SPD-Ratsfraktion nimmt bisweilen bizarre Züge an. Ende 2011 stehen für beide unterm Strich 27 lange Reden und 158 Wortbeiträge zu Buche, für die anderen 32 Fraktionsmitglieder aber kein einziger. Damit nicht genug: Klaus Haertel und Günter Pruin versorgen ihre Genossen im Rat am Platz mit Getränken und Snacks aus der Kantine, begleiten sie während der Sitzung zur Toilette und entsorgen für sie alte Vorlagen. Heike Gebhard gewinnt derweil als Parteichefin an Kontur, scheitert aber mit dem Satzungs-Antrag, nach der an der Spitze der SPD bis 2021 nur Frauen stehen dürfen. MdB Joachim Poß erklärt kurz vor Weihnachten, dass er und seine Frau entschieden hätten, dass er auf Lebenszeit im Bundestag bleiben wird.
CDU: Fraktions-Chef Werner Wöll lässt nach dem endgültigen Aus fürs Finanzzentrum in Buer-Mitte nicht locker. Nach dem Stuttgart-21-Vorbild organisiert er den Protest und kettet sich mit buerschen „Poahlbürgern“ ans Rathaus. Nachdem sie drei Tage lang nicht beachtet werden, geben sie auf. Fraktions-Vize Wolfgang Heinberg wittert Morgenluft, scheitert aber mit einem neuerlichen Putsch-Versuch gegen Wöll. Und auch Heinbergs Versuch, dem OB an Weiberfastnacht in Frauenverkleidung den Rathausschlüssel abzuluchsen, geht schief. Lachender Dritter ist in der CDU der ehrgeizige Partei-Chef Guido Tann, der auch noch den Fraktions-Vorsitz übernimmt.
Grüne: Die Grünen entscheiden sich im Januar dafür, dass sie dagegen sind. Gegen alles! Das halten sie locker durch — bis zur Ratssitzung im Oktober. Auf Drängen von Fraktions-Chef Tertocha stellen sie sich dort hinter den Vorschlag der Stadt, Schalke über die GEW mit weiteren 20 Mio Euro zu unterstützen. Die neuerliche Finanzspritze wird nötig, weil der Verein nach dem Wechsel des Magath-Clans zum HSV erneut im Chaos zu versinken droht.
FDP: Der Kreisverband der Liberalen tritt bis Mitte 2011 noch weniger in Erscheinung, weil Vorsitzender und MdB Marco Buschmann von seinem politischen Buddy Christian Lindner in Berlin stark in Anspruch genommen wird – beim Sturz von Westerwelle.
Linke: Während sich die Lage im Kreisverband fast normalisiert, geht’s in der Ratsfraktion der Linke-Abspaltung „Bürger-Bündnis Gelsenkirchen“ drunter und drüber. Nach zwei Monaten wird wegen diverser Streitigkeiten die Auflösung beschlossen. Strohmeier & Co. machen im Rat unter dem Namen „Strohmeier & Co.“ weiter. Karl-Heinz Strohmeier wird von Anwälten die Auszeichnung „Mandant des Jahres“ verliehen, weil er 37 Klagen gegen politische Gegner anstrengt.