Mit Sparschwein und großem Rotstift zog Kämmerer Lars Martin Klieve im Dezember 2005 als neuer Finanzdezernent Gelsenkirchens in sein Büro ein. Beide Insignien der Kämmerei wird er jetzt wohl mit nach Essen nehmen.
Die Fraktionen von CDU und Grünen in der Nachbarstadt entschieden sich am Montag für den 38-Jährigen. Klieves Wahl im Essener Rat am kommenden Mittwoch auf Vorschlag von Schwarz-Grün gilt damit als ziemlich sicher.
Klieve, der am Dienstag seinen 39. Geburtstag feiert, galt in Essen seit langem als Favorit: Er kennt das Revier, ist schon Kämmerer einer Großstadt und würde mit dem guten Zeugnis eines ausgeglichenen Haushalts ist die klamme Nachbarstadt wechseln. Außerdem hat das ehemalige Bundesvorstandsmitglied der Jungen Union das richtige CDU-Parteibuch. Mitte Oktober würde Klieve nach knapp der Hälfte seiner eigentlich achtjährigen Amtszeit die Essener Finanzgeschäfte übernehmen.
„Wir freuen uns natürlich, wenn Klieve gewählt wird, so schlimm das für Gelsenkirchen ist, denn er hat hier eine gute Arbeit gemacht”, erklärte CDU-Fraktionschef Werner Wöll. Gelsenkirchens Rats-CDU nimmt für sich in Anspruch, bei der Klieve-Nachfolge erneut das Vorschlagsrecht zu haben, um mit ihrer Parteifarbe im Verwaltungsvorstand vertreten zu sein. „Wir haben aber noch nichts unternommen”, so Wöll. Die CDU will zunächst die Kommunalwahl Ende August abwarten.
Auch das Rathaus wird sich auf den Wechsel Klieves einstellen: Bis zu einer Wiederbesetzung der Stelle werden die Zuständigkeitsbereiche des Kämmerers, neben den Finanzen u.a. das Immobilienmanagement, unter den anderen Beigeordneten aufgeteilt. Während in Essen im Nothaushaltsrecht eine einjährige Besetzungssperre galt, geht man in Gelsenkirchen von ein weitgehend nahtlosen Nachfolge aus. Im Oktober könnte ausgeschrieben, Anfang 2010 besetzt werden.