Gelsenkirchen.

Ohrenschützer sind in diesen Nächten quasi Pflicht. Dazu die Stirnlampe. Um die Hände frei zu haben und die Sicht auf Briefkastenschilder zu verbessern. Und dann, natürlich, warme, „möglichst alte Klamotten. Wenn ich mal hinfliege, ist das dann nicht so tragisch“, sagt Peter Frings. Und das passiert derzeit häufig.

„Allein letzte Nacht bin ich dreimal gestürzt. Man sieht ja die Bordsteine und die Stolperkanten nicht mehr“, sagt der 50-Jährige. In Ückendorf war er da unterwegs. Wie jede Arbeitsnacht seit gut drei Jahren. Frings ist dort Zeitungsbote für die WAZ. Einer von 102 allein im Süden der Stadt.

Ab 2 Uhr sind die Männer und Frauen derzeit auf Schleuderkurs. Bis 6 Uhr muss alles zugestellt sein. Gegen 3 Uhr ist Frings mit seinen Revieren 210 und 50 durch. 200 Abonnenten hat er zu beliefern. Danach dreht er als Oberbote seine Runden, guckt an den Abladestellen, ob Zeitungen fehlen und sorgt notfalls für den nötigen Nachschub. Eigentlich, sagt Frings, kenne er jede Haustür, jeden Zeitungsschlitz (sowie die Hunde, die dahinter lauern könnten) und jedes Gartentörchen. Aber die Erfahrungswerte helfen in diesen eisigen Zeiten nur bedingt. Der Weg zum Ziel ist das Problem und wird oft genug zur Rutschpartie. „Ab Donnerstag war es richtig schwierig. Und Montag war es katastrophal, weil es da nochmal stark geschneit hatte. Blitzeis ist besonders schlimm.“

Bei seinen nächtlichen Runden ist Frings nicht allein unterwegs. Er begegnet oft Räumfahrzeugen. „Doch die sehe ich selten streuen oder schieben, die fahren meist vorbei zu ihren Einsatzgebieten. Dafür treffe ich aber häufiger Kehrtrupps bei der Arbeit.“ Und auch die Anlieger, stellt er fest, „räumen meist. Trotzdem ist es oft spiegelglatt“. Um kurz vor 7 Uhr hat Frings in der Regel auch bei diesem Wetter Zeit zum Durchschnaufen. Dann fährt er heim, trinkt Kaffee, macht eine Stunde Pause. Danach geht es wieder raus.

„Von 9 bis 11 Uhr laufen die Nachlieferungen.“ Mit einem Smart ist der Bote dann auf der Piste. Geduld ist gefragt. Am Steuer und auch bei den Empfängern. „Ich kann jetzt nicht schnell fahren, dann häng’ ich ja gleich am Laternenmast“, sagt Frings. Seit fünf Jahren arbeitet er für die WAZ. Als Zusteller bringt er reichlich Erfahrung mit. „Von Hause aus bin ich gelernter Konditor, danach war ich lange bei der Post. Aber die hat Personal reduziert und ich sollte nach Düsseldorf, aber das wollte ich nicht.“ Sagt’s und fährt heim. Zum ausgedehnteren Mittagsschläfchen. Die Nacht wird kurz. Und eisig.