Gelsenkirchen.
Mittelalterliche Ritter wären über das „Abenteuer“ hoch beglückt gewesen – für heutige Ritter der Landstraße war es die Hölle: Am Montagabend ging so gut wie nichts mehr auf den Straßen in und um Gelsenkirchen.
Liegen gebliebene Lkw, Pkw-Fahrer im Verzweiflungsmodus, blockierte Auffahrten und Abfahrten an der A42...
Um 18.30 hatte der in dieser Stärke nicht erwartete Schneefall eingesetzt; seit 18.30 Uhr waren auch die Raumkräfte der Gelsendienste unermüdlich im Einsatz. Bis kurz nach ein Uhr wurden die Hauptverkehrsstraßen dreimal geräumt und gestreut. Zwischen Mitternacht und 3.30 Uhr hielt jeweils ein Fahrzeug die Hauptadern im Norden und Süden der Stadt frei.
Bei der Bogestra hielten sich die Straßenbahnen tapfer – gegen massive Verzögerungen wegen stecken gebliebener Pkw oder blockierter Kreuzungen waren sie freilich nicht gefeit. Anders sah es den Bussen aus, denen auch die M&S- plus zusätzlicher Traktionsbereifung wenig half. Gegen 20 Uhr begann die Bogestra, den Busbetrieb einzustellen und die Fahrzeuge vorsichtig „Richtung Heimat“ zu lotsen. „Wir sind nur noch die Hauptstraßen gefahren“, sagt Bogestra-Pressesprecherin Sandra Bruns, „und haben die Fahrgäste rausgelassen. Gegen 21, 21.30 Uhr waren fast alle Busse in den Depots.“
Als frühmorgens gegen 4 Uhr die ersten Busse auf Tour gingen, waren zwar zumindest die Hauptstraßen geräumt. Doch mit Fahrtbeginn waren die ersten Verspätungen schon vorprogrammiert: Denn noch nicht beseitigt war so manches an Engstellen oder in Kurven abgestellte Fahrzeug. „Gerade die Fahrer der großen Gelenkbusse hatten oft große Probleme, diese Hindernisse zu umkurven.“ Am Dienstag Morgen war die Lage weitgehend normalisiert. Busse und Bahnen fuhren. Der Schulbetrieb jedenfalls war, vielleicht zum Leidwesen mancher Schüler, nicht betroffen. Ob Leibniz-Gymnasium oder Be-rufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung: Nichts Auffälliges, hieß es. Am Kolleg hatten nur ein paar mit dem Wagen kommende Lehrer Probleme und kamen etwas zu spät.
Seit den frühen Morgenstunden waren auch die Einsatzkräfte der Gelsendienste wieder dabei, die Straßen verkehrstauglich zu machen. „Von 4 bis 10 Uhr“, sagt Stefanie Genthe, „haben wir mit voller Belegschaft und allen Maschinen immer wieder die Straßen der Stufe 1 geräumt und gestreut.“ Stufe 1, damit sind die wichtigsten innerstädtischen Hauptverkehrsstraßen gemeint. Um 10 Uhr konnten die Räumdienste sich dann den Straßen der 2. Stufe zuwenden: diese sogenannten Hauptsammelstraßen (z.B. Leithestraße, Günnigfelder Straße) sind für den öffentlichen Personennahverkehr bedeutsam. Gegen Abend wollten die Dienste sich die dritte Kategorie (größere Anliegerstraßen) vornehmen.
„Viele Bürger“, meint Stefanie Genthe, „verstehen nicht, warum gerade ihre Straße noch immer nicht geräumt ist.“ Doch die Dienste haben die Vorgaben zu beachten, die in der Straßenreinigungssatzung festgeschrieben sind. Die ist vom Rat der Stadt verabschiedet worden und lässt wenig Spielraum. Wenn eine Straße gar überhaupt nicht geräumt und gestreut wird, dann ist das kein böser Wille – laut Satzung, in der alle Gelsenkirchener Straßen kategorisiert sind, gilt dann schlicht und einfach Stufe Null.