Gelsenkirchen. .
Es gibt vermutlich einfachere Aufgaben, als zu beschreiben, was „pro:c-dur“ in ihrem gut zweistündigen Programm „Wir geben Alles - gelacht wird nicht“ auf die Kaue-Bühne gebracht haben. Denn sie wissen ja selbst nicht so genau, was sie da tun. Oder?
So steht im Programmheft: „pro:c-dur - das ist kein Klavierkabarett! Schließlich spielt Tobias Janssen E-Gitarre! Musikkabarett? Das klingt zu brav. Rockkabarett? Nein, „pro:c-dur spielt auch Klassik! Klassikrock? Bloß nicht, das klingt wie „Kuschelrock“. Außerdem reden die Jungs auch noch.“ Klavier und Gitarre? Klassik und Rock? Und das alles in einem kabarettistischen Rahmen verpackt? Was soll das denn sein? Das kann doch gar nicht passen.
Und wie das gepasst hat! War manch einer im Publikum beim eröffnenden Medley vielleicht noch etwas ratlos, so gab es am Ende tosenden Applaus für das Musikerduo Timm Beckmann (Klavier) und Tobias Janssen (E-Gitarre). Kein Wunder, wenn man wie die beiden mehrere Begabungen auf sich vereint. Zum einen sind beide studierte Musiker und unheimlich versiert an ihren Instrumenten und zum anderen einfach gute Entertainer, die vermutlich auch ein abendfüllendes Programm ganz ohne Musik gestalten könnten.
Beckmann hat sich zur Aufgabe gemacht, die Jugend wieder an die Klassik heranzuführen und wenn einer dafür sorgen kann, dass die ihre MP3-Player in die Ecke schmeißt und die Philharmoniesäle stürmt, dann wohl er. Daran besteht kein Zweifel, wenn einem klar gemacht wird, dass Chopin der „Emo seiner Zeit“ war und Bach die „Hitmaschine von damals.“ Anzugzwang auf Konzerten? Weg damit! „Oder hört Ihr Musik durch die Hose?“ Und wenn Tobias Janssen kostümiert den Sonnenaufgang tanzend darstellt, bleibt kein Auge trocken.
Aber nicht nur die Klassik, sondern auch die jüngere Rock- und Pop-Geschichte bis hin zum Star Trek-Thema und zur Krombacher-Werbung boten einen unvergleichlichen Rahmen für einen wunderbaren Musikabend mit „pro:c-dur“ , nachdem man sich wünscht, dass die beiden möglichst schnell wieder kommen. Und das nächste Mal garantiert mit noch mehr Publikum. Auch in Gelsenkirchen. Selbst wenn „hier noch nicht einmal ein klassischer Komponist jemals auch nur durchgefahren ist“.