Gelsenkirchen.

. Egal ob privat oder gesetzlich versichert: In der Arts Praxis (Arts heißt übersetzt Kunst) werden alle Patienten gleich behandelt. Acht Künstler haben sich zusammengeschlossen und eine seit mehr als zehn Jahren leerstehende Röntgenpraxis in der Von-Oven-Straße in der Altstadt gemietet.

Dort hat jeder von ihnen sein eigenes Reich, dass er auf seine ganz eigene Weise nutzt. Mit Fotografie, Malerei, Graffiti, Lichtobjekten und manchem mehr. Da ist zum Beispiel Jesse Krauß. Seine Miete dürfte von allen am geringsten ausfallen – Ihm gehört der winzig kleine Umkleideraum am Ende des Flurs, den er in eine Schwarzlichtkammer verwandelt hat: „Ein Atelier brauche ich nicht. Aber die Kammer hat mich fasziniert.“ Die Wände und die Decke hat er schwarz gestrichen. Bis zur Eröffnung am heutigen Samstag sollen hier einige seiner schwarz-weißen Illustrationen hängen und ab 15 Uhr im Schwarzlicht ihre Wirkung entfalten. „Ich versuche im Moment, mit Illustrationen Fuß zu fassen“, sagt Krauß und setzt dabei auf Tage der Offenen Tür und darauf, dass die Kunden seiner Arts-Kollegen vielleicht auch bei ihm vorbei schauen. Im Raum direkt gegenüber hat etwa Beni Veltum sein Graffiti-Büro (die WAZ berichtete). Der sprühende Student war als erster in der ehemaligen Röntgenpraxis eingezogen.

„Die Arts Praxis ist ein sozialintegratives Zentrum für Begegnung, Ausbildung, Bildung, Beratung und Therapie“, verrät die Satzung des neuen Verein. An letzterem Punkt setzt Angela Polowinski an, die seit drei Jahren die „Malbude“ ein paar Meter weiter in der Hansemannstraße betreibt und Kunsttherapie, Kunstpädagogik, Holzobjekte und Recycling-Kunst anbietet. „Ich brauchte mehr Raum. Die Malbude wird vielleicht zu einer Galerie, mal sehen“, sagt Angela Polowinski. Diese Gelassenheit haben alle „Doktoren“ gemeinsam. Alles kann, nichts muss.

„Das Konzept ist noch nicht genau definiert“, sagt Claudia Sucur, die sich um die Organisation kümmert. Die Betriebswirtin VWA mit Ausbildereignung möchte in der Arts Praxis Workshops geben, zum Beispiel Bewerbertraining. Die Idee, die seit zwölf Jahren leerstehenden Räume zu nutzen, so erzählt sie, sei von Heinz Niski, einem der Gründer des Online-Forums „Gelsenkirchener Geschichten“ gekommen. Er habe die Gruppe „akquiriert“, die jetzt Kunst macht, Kunst präsentiert und Bildung und Ausbildung fördert. Die weiteren behandelnden Ärzte sind Helmut Warnke (Malerei, Bildobjekte), Carlo Feick (Fotografie), Hannah Pieneck (Malerei, Kommunikationsdesign) und Horst Schielmann (Lichtobjekte).