„Wenn ich einmal reich wär!“ singt Milchmann Tevje im Musical „Anatevka“. Ein echter Ohrwurm, den fast jeder mühelos mitsummen kann. Und Kati Farkas dachte: „Ach nee, muss nicht sein!“

Dann entschloss sich die gebürtige Ungarin doch, die Choreografie für die Geschichte aus dem jüdischen Schtetl zu übernehmen. Und sagt heute: „Oh ja!“

Diese Begeisterung für die tragikomische Geschichte aus dem kleinen ukrainischen Dorf Anatevka teilt sie mit dem Regisseur Peter Hailer. Und einem großen Ensemble. Alle zusammen arbeiten sie in diesen Tagen an den Endproben für das Erfolgs-Musical, das am Freitag, 17. Dezember, um 19.30 Uhr Premiere im Großen Haus des Musiktheaters im Revier feiern wird.

Übrigens 26 Jahre nach der letzten „Anatevka“-Produktion am MiR. Einer, der damals schon mit dabei war, steht auch diesmal wieder am Pult: Bernhard Stengel. Er wird ein Orchester aus 25 Musikern dirigieren, ein durch Akkordeon und Gitarre verstärkter Klangkörper. Damals war dieses Musical der Hit im Haus, und Stengel hofft, noch eins drauf setzen zu können: „Das wird noch besser.“

Für Regisseur Peter Hailer, dem Publikum durch seine Inszenierung von „My fair Lady“ bestens bekannt, gab es vor allem zwei Gründe, sich mit „Anatevka“ auseinander zu setzen: „Das ist eine unglaubliche Geschichte und eine wunderschöne Musik.“

Zur Geschichte: Im jüdischen Dörfchen Anatevka lebt der Milchmann Tevje als stolzer Vater von fünf Töchtern. Weil die Familie bitterarm ist, versucht Tevje, heiratsfähige Männer ins Haus zu bekommen. Er hat die Rechnung allerdings ohne die Töchter gemacht. So hat er dem Fleischer die älteste Tochter versprochen, die aber hat sich längst mit dem Schneider verlobt. Es folgen jede Menge familiäre und dörfliche Turbulenzen. Bis plötzlich die Nachricht die Runde macht, dass die Juden das Dorf in drei Tagen zu verlassen haben. . .

„Das ist eine Geschichte“, sagt Peter Hailer, „die einfach mitten ins Herz trifft.“ Die wahnsinnig unterhaltsame, aber eben auch traurige, bedrückende Momente, besonders in der zweiten Hälfte, habe. Themen wie Tradition, Armut und Fremdenfeindlichkeit laden zur Aktualisierung förmlich. Hailer wird die Geschichte aber nicht ins Heute, sondern in eine „merkwürdige Zeitlosigkeit“ versetzen. Die Familie ist das, was ihn vor allem interessiert.

Und die Musik, die einfach im Kopf bleibe: „Die läuft bei mir fast ununterbrochen.“

Was der Dirgent gut verstehen kann: „Das ist das einzige Musical mit so vielen ganz ruhigen, lyrischen, liedhaften Elementen.“ Und mit Musik, ergänzt die Choreografin, von der man ganz viel kennt, auch jenseits von „Wenn ich einmal reich wär“. Hailer wird das Stück aus der Rückblende erzählen. Die Bühne dominieren sieben kleine Holzhäuschen, die immer wieder verschoben werden, meist von den Darstellern selbst.

Dieses große Familienstück wird von einer großen, über 60-köpfigen Theaterfamilie erzählt, fast alle kommen vom MiR. Und Kati Farkas sagt: „Ich bin froh, das gemacht zu haben.“