Überall sieht man den Weihnachtsmann: dickbäuchig,im roten Mantel, einen Sack voller Geschenke in der Hand. Die WAZ begibt sich auf Spurensuche nachdem dem Nikolaus, der immer seltener zu sehen ist..

Oder doch: Im obersten Fach dann doch eine braune Figur mit weißer Bischofsmütze. Das Preisschild darunter belehrt den Nikolaus-Fahnder allerdings eines Besseren. „Bischof“ prangt darauf. Namentlich in die richtige Richtung gehen zumindest zwei lasziv und vor allem freizügig dastehende Männchen und Frauchen: Nico und Nicole gehen zwar als frivoles Geschenk durch, mit dem heiligen Nikolaus hat das Pärchen allerdings herzlich wenig zu tun.

Überhaupt scheint der gute alte Nikolaus mit Stab und Mitra ein Auslaufmodell zu sein. Der Weihnachtsmann hat das Zepter zumindest augenscheinlich übernommen: Dickbäuchig mit weißem Rauschebart und roter Zipfelmütze und einem Sack voller Geschenke über der Schulter steht er zur Weihnachtszeit in der Buerschen Innenstadt an jeder Straßenecke, den Schaufenstern. Er baumelt im Crêpe-Stand vom Vordach, kommt am Kinderriesenrad am Goldbergplatz aus dem Kamin geklettert

Ein buntes Kleid aus Aluminiumfolie

Aber Weihnachtsmann ist nicht gleich Weihnachtsmann. Nirgendwo wird das so offenkundig wie in „Santas Outlet Store“ im ehemaligen Hertie-Gebäude. Hier gibt es alle Formen, Farben und Größen. Mal steht Rentierreiter bunt blinkend auf den Regal, mal sitzt er im Schlitten. Über den Dresscode sind sich die Designer allerdings nicht einig: Trägt Santa nun eine rote Jacke oder doch eher eine weiße? Und wie ist es um die Sehkraft des Mannes mit dem sagenhaften Eigenheim am Nordpol bestellt? Einige Weihnachtsmänner haben zumindest eine Nickelbrille auf dem Nasenrücken.

Der Blick in die Supermarktauslagen bringt ein ähnliches Bild: Die Schokoladenmännchen gibt’s bei Rewe nicht nur in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen (Zartbitter, Vollmilch, Weiß, Nuss und „Kuhflecken“), auch das einhüllende Aluminiumkleid könnte unterschiedlicher kaum sein. Aber eben auch alles nur die amerikanische Variante. Immerhin wird kein Etikettenschwindel betrieben: „Weihnachtsmänner“, heißt es eindeutig auf Reklametafeln und den Strichcodeaufklebern.

Aber im Spielwarenladen wird es doch bestimmt „echte“ Nikoläuse geben, denn schließlich soll der Heilige ja schon am Montag insbesondere die Stiefel der Kleinen mit reichlich Präsenten füllen. Doch auch bei Querenheim muss man die Regal mit scharfem Auge suchen. Neben einer Treppe entdeckt man dann zwei kleine Playmobilboxen. Und wieder steht Santa in der Mitte. Aber das rechte Paket enthält dann tatsächlich ein Püppchen mit hoher Bischofsmütze. So kann sich der Nikolaus übermorgen selbst verschenken.

Der Interaktive Hamster ist der Renner

Ob er damit den Nerv der Kinder trifft darf allerdings bezweifelt werden. „Der Renner sind in diesem Jahr Zhu Zhu Pets“, weiß Verkäuferin Angelika Bruckschlegel. Was für Dinge? „Interaktive Hamster“. Ah ja!

Auf der Suche nach dem Nikolaus hat das wieder nicht wirklich weiter geholfen. Also ab in die Buchhandlung, sich auf wissenschaftlichem Wege dem Problem annähern. „Bücher über den Nikolaus? Gibt’s bestimmt.“ Buchhändler Thorsten Kemming muss sich erstmal durch einen ganzen Stapel weihnachtlicher Literatur wühlen. Christkind, Santa Claus – alles da. Und auch einige wenige Werke wie „Die Geschichte des Heiligen Nikolaus.“ Immerhin.

Doch der Gesuchte hat nicht immer einen leichten Stand in der Literatur. Ein neues Taschenbuch aus der Feder von Simon Borowiak trägt den martialischen Titel „Bring mir den Kopf vom Nikolaus“. Kein Wunder, dass der Besagte sich eher rar macht.

Auf der Hochstraße trifft man dann noch Lehrer Stefan Bortlisz. Und der weiß ganz genau, wo der Nikolaus an seinem Tag anzutreffen sein wird: „Am Montag kommt er zu mir in die Klasse“, verkündet der Pädagoge. Wo der offensichtlich exklusive Besuch stattfindet, wird an dieser Stelle aber nicht verraten.