Die Ritzenhofens sind in der 4. Generation Schausteller. Auf dem Weihnachtsmarkt betreiben Mutter und Sohn zwei Stände mit gebrannten Mandeln, Lebkuchenherzen und Zuckerwatte. Ihre Überzeugung: Ohne Familie geht es nicht.

Die Tafel kündigt von Tradition und Schaustellerstolz. Am 17. August 1927 wurde Johann Ritzenhofen geehrt. 50 Jahre war sein Betrieb damals alt. Lange, lange her. Aber noch längst nicht vorbei. Die Ritzenhofens sind so etwas wie eine Mandel- und Zuckerwatte-Dynastie.

In der Region unterwegs, in Gelsenkirchen verwurzelt. Der Auftritt auf dem Weihnachtsmarkt gehört da zum Pflichtprogramm. Mit zwei Wagen sind die Ritzenhofens präsent, mit gebrannten Nüssen, mit schokolierten Früchten, mit Lebkuchenherzen und Lakritz. Was zur Kirmes mundet, kann zum Fest nicht falsch sein. Außerdem hilft der Advents-Auftritt geschäftlich über die Winterpause. Am 23. Dezember ist Schluss, dann werden die Restbestände im Freundeskreis verschenkt. Erst zu Karneval geht es wieder raus auf den Rummel. Warum die Ritzenhofens für die 4 stehen? Weil sie in der vierten Generation zum fahrenden Volk gehören. Schausteller eben mit Leib und Lebkuchen.

Johann Ritzenhofen, der Firmengründer, „ist mit Eis gereist“. Er zog mit dem Handwagen über die Festplätze. Sohn Johann, wie der Vater Konditor, setzte die Tradition fort, brachte aber auch schon Mandeln und Herzen mit ein. Die wurden selbst gebrannt und gebacken. „Die Rohlinge wurden gestapelt und von Hand gespritzt“, sagt Annegret Ritzenhofen, deren Mann Manfred auch Konditor gelernt hatte – und Schausteller wurde. Der Senior ist verstorben. Sohn Carsten, 35, trat in die Fußstapfen. Auch wenn er mit einem Teil der Familientradition brach. Er lernte Karosseriebaumeister. „Aber er wollte unbedingt Schausteller werden und ist es auch geworden“, sagt seine Mutter. „Das hat einfach seinen Reiz. Dafür muss man geboren sein und muss es mögen“, glaubt der Junior. „Acht Monate im Jahr unterwegs zu sein, das kann nicht jeder.“

Die Claims sind familiär abgesteckt. Annegret Ritzenhofen, 62, steht am Neumarkt, ihr Sohn Carsten verdient am Anfang der Bahnhofstraße sein Geld im historischen Verkaufswagen. Innendrin hüben wie drüben: Röstofen, Spüle, ein Kühlschrank voller Obst, die Auslage für die Leckerchen. Allein neun Sorten gebrannte Mandeln hat Annegret Ritzenhofen im Repertoire. Dieses Jahr hat sie Zimtmandeln und eine Chili-Rum-Variante neu kreiert.

Die adventlichen Akzente im Angebot setzen Lebkuchen-Weihnachtsmänner, Tannen-Deko verdrängt die reine Kirmesnote. Apropos Dekoration: Leuchtende Schneemänner, Schlitten und lustige Nikoläuse rundum, selbst die Krippe gegenüber gehören zum Familienbestand. Annegret Ritzenhofens Lebensgefährte Detlef Ewert hat die Figuren eingelagert, mit vereinten Kräften werden sie auf dem Weihnachtsmarkt aufgebaut. „Wenn man das nicht mit der Familie macht, wird es schwierig. Das ist ja auch ein Kostenapparat“, sagt der Fuhrunternehmer. Ein Satz für Generationen.