Gelsenkirchen.

„A glezele lechaim“ wurde in der Neuen Synagoge erhoben. Das bedeutet so viel wie „Ein Glas auf das Leben“. Das „Jiddisch Swing Orchestra mit der Ginzburg Dynastie“ bot eine faszinierende Zeitreise durch die Geschichte der jüdischen Musiktradition.

Die Klezmer-Dynastie der Familie Ginzburg hat ihre Wurzeln in der Ukraine und trat dort bereits im 19. Jahrhundert auf Hochzeiten auf. Im Jahr 1980 wanderte die Familie nach Israel aus und kam 20 Jahre später dann schließlich nach Deutschland. Das musikalische Repertoire wird bei den Ginzburgs von Generation zu Generation weiter vererbt.

Die vier klassisch ausgebildeten Musiker beherrschen alle mehrere Instrumente meisterlich. Zu Hause sind sie in der Klassik, im Jazz und in der Volksmusik. Das sind die Elemente, die die Klezmer-Musik zu einer einzigartigen Melange verbindet. Aufgrund dieser vielfältigen Einflüsse kann darin „jeder Mensch etwas hören, dass ihn persönlich berührt“, wie Igor Ginzburg erläutert.

Berührend und gleichermaßen heiter war dann auch das Konzertprogramm des Abends. Die Tradition der Ginzburgs als Hochzeitsmusiker wurde gleich zu Beginn deutlich mit einem Lied, mit dem „schon unsere Urgroßväter die Gäste auf Hochzeiten empfangen haben“. Und dass es bereits die musikalischen Urahnen der Ginzburgs verstanden haben mussten, für Stimmung zu sorgen, wurde schnell deutlich. Während sich Wlady und Igor Ginzburg furiose solistische Duelle an der Klarinette lieferten, sprang der Funke im Publikum über. Es wurde mitgeklatscht und gesungen.

Die Ansagen erfolgten teils auf Deutsch und teils auf Russisch. Aber Verständigungsprobleme gab es ohnehin keine, denn die universelle Sprache der Musik war an Kommunikation völlig ausreichend. Und als die Ginzburgs zu einer 300 Jahre alten Tanzmusik ansetzten, teilte sicher jeder der Anwesenden die Meinung der Musiker: „Wie frisch und schön das doch auch heute noch klingt!“