Wie haben Sie die Wahl erlebt?

Als Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen und Delegierte des Landesverbandes Westfalen-Lippe war ich selbst in Frankfurt. Mit unserem Delegierten-Votum für die Präsidiumsbesetzung haben wir dazu beigetragen, die Weichen für die Wahl Dieter Graumanns zu stellen. Ich bin sehr zufrieden.

Was bedeutet Dieter Graumanns Wahl für die Zukunft?

Charlotte Knobloch war eine gute Präsidentin. Aber dies war vielleicht ein guter Moment, um einen Schnitt zu machen. Ein Jüngerer übernimmt neue Aufgaben. Natürlich wird Dieter Graumann die Vergangenheit nicht vergessen, aber die neuen Aufgaben heißen Kampf gegen Rechts und Ringen um Integration. Er wird auch die interreligiöse Zusammenarbeit stärken – er ist nämlich ein sehr guter Diplomat.

Haben Sie schon mit ihm zusammengearbeitet?

Nein, aber wir haben uns bei einigen Gelegenheiten getroffen, und da habe ich ihn als sehr freundlichen, offenen Menschen kennengelernt, der auf den Punkt kommt und der auf die Leute zugehen kann. Er wird in absehbarer Zeit auch unsere Gemeinde besuchen. Im Übrigen bewundere ich seine mutige Entscheidung, sich in dieses Ehrenamt wählen zu lassen, denn damit sind ganz viele persönliche Opfer verbunden. Das Leben ändert sich von einem Tag auf den anderen radikal. Er lebt jetzt nur noch im Stress, ist latent gefährdet, hat ständig Personenschutz um sich . . . Aber Dieter Graumann ist überzeugt von seiner Arbeit und von der Wichtigkeit dieser Arbeit. Er arbeitet an der Zukunft des Judentums.