Gelsenkirchen.
Ob Haare in den Ohren oder Landminen – das meiste macht eh keinen Sinn. So einfach ist das.
Trotzdem ist der Mann mit der Schiebermütze, dem Ringelshirt und der orangefarbenen Ukulele unsicher: „Ist das jetzt Kunst oder Unsinn? Oder die Kunst des Unsinns?“ Und welchen Sinn macht er selber eigentlich? Zu irgendwas muss einer wie er doch gut sein. Er ist ja nun mal da.
„Verzeihen Sie, dass ich geboren bin, ich hab’ es selber nicht gewollt“, singt Markus Kiefer in der Kellerbar des Consol Theaters und haucht damit einer unvergessenen Revier-Ikone Leben ein. „Wat ‘n Glück, dass ich keine Arbeit kenn...“ heißt die Hommage aus Musik und Poesie an Thomas „Schnulli“ Koppelberg, den 1998 verstorbenen Theatergründer, Musiker und Poeten. Und so heißt auch die CD, die Wolfgang Bachmann (Gitarre), Sven Vilhelmsson (Bass), Werner Volkner (Mundharmonika), Uwe Kellerhoff (Schlagzeug) und Markus Kiefer (Gesang) aufgenommen haben. Die bluesige Hommage ist somit gleichwohl die Präsentation des Tonträgers. „Die Platte ist ein wenig rockiger als der Auftritt“, sagt Kellerhoff.
Mit einer Stimme irgendwo zwischen Ben Becker und Martin Semmelrogge und einem stellenweise manischen Blick, der Klaus Kinski beeindruckt hätte, mimt Kiefer überzeugend den Lebemann, der nur 41 Jahre alt wurde. „Sapp Supp Sipp Sep Sepädepp“, probiert er eine Scat-Einlage. „Da will wat inne Welt, dat spür ich.“ Koppelbergs Leidenschaft für Musik und schnörkellose Alltags-Poesie machen Kiefer und Band greifbar.
„Was hinten aus meinem Arschloch stinkt, dass ist die Leiche in meinem Bauch“ - Koppelberg war ein Raubein. „Bei Vollmond sauf’ ich, weil ich ständig sauf“ - Und ein Trunkenbold. Aber er konnte auch anders: „Hier steh ich und hier bleib ich, ich lieb dich unentwegt“. Koppelbergs Leben war ein Auf und Ab. Und das bringt Kiefer rüber - Die Momente des Glücks, die Tiefschläge, das Leben eines Lebemanns.