Gelsenkirchen.

Während die 2009 vor der Kommunalwahl gegründete Linke Alternative vor der Auflösung steht, rückt offenbar eine weitere Spaltung der Linkspartei näher.Und: Wolfgang Heinberg (CDU) ist nicht nur als Hoppediz erwacht.

Der Vorwurf ist so alt wie der Journalismus selbst: Zeitungen setzen bei Pressemitteilungen zu stark den Rotstift an und kürzen den Inhalt häufig sinnentstellend. Dem will das PolitGEflüster heute mal entgegenwirken, indem eine in dieser Woche eingereichte Pressemitteilung der Geschäftsleute von der Interessengemeinschaft Kirchviertel Heinrich König-Platz 1:1 abgedruckt wird: „Am Sonntag, den 21.11.2010 (15 Uhr) wurde im Café Meissner der Verein ,Gelsenkirchener Bürgerbündnis/Freie Bürger’ gegründet. Die Anwesenden waren versprengte Mitglieder der jetzigen Partei ,Die Linke’. Zum 1. Vorsitzenden wurde Herr Karl-Heinz Strohmeier gewählt, als Stellvertreterin Jaqueline Lohmann, Schatzmeister Dr. Al-Jaanabi, Schriftführer Gerd Neumann und Integrationsbeauftragter Dr. Hamdan. Die Interessengemeinschaft Kirchviertel möchte sich hiermit öffentlich vom neu gegründeten Bündnis distanzieren. Matthias Kollmann Achim Kaufmann“. Drei Anmerkungen seien noch erlaubt: 1. Von den „versprengten Mitgliedern“ um den sonst sehr mitteilungsbedürftigen Bezirksverordneten Karl-Heinz Strohmeier gibt es bisher öffentlich keinen Hinweis auf den Neustart. 2. Warum Geschäftsleute aus dem Kirchviertel Stellung nehmen zur Gründung eines Bürgerbündnisses und sich sogar distanzieren, wird als Rätsel in die Geschichte Gelsenkirchens eingehen. 3. Es sollen in der Polit-Szene bereits Wetten laufen über einen Wechsel von Fraktions-Chefin Marion Strohmeier und anderen Linke-Mandatsträgern zum Bürgerbündnis. Nicht über das „ob“, sondern über das „wann“.

Die einen kommen, die anderen gehen: Der 2009 von der Linke abgespaltene Verein Die Linke Alternative (DLA; Erkennungszeichen: die rote Banane) steht vor dem endgültigen Aus. Das ist auf der DLA-nahen Homepage Der Rote Emscherbote zu lesen. Der frühere Stadtverordnete und DLA-Mitbegründer Wolfgang Meyer bestätigte auf Anfrage, dass die bei der Kommunalwahl 2009 gescheiterte Vereinigung bei einer Mitgliederversammlung am 10. Dezember wohl zu Grabe getragen wird. Die Zahl der Aktiven sei rückläufig, viele Mitglieder seien inzwischen in anderen Gruppen aktiv. Wohl auch deshalb, weil sich der Anlass der Gründung erledigt habe, so Meyer unter Bezug auf den Neuanfang im Linke-Kreisverband. Eine Rückkehr von einst aus der Partei ausgeschlossenen DLAlern sei zurzeit kein Thema, so Meyer.

Es trifft immer die Falschen. Wie berichtet, hatte sich der Bildungsausschuss vor zehn Tagen zum Jahresabschluss selbst in die Scheune Lahrshof (Bismarck) eingeladen, um sich von der städtischen Jugendberufshilfe Geschnetzeltes, Fisch und mehr servieren zu lassen. Der anschließende Bericht im PolitGEflüster über diesen Vorgang lag der Verwaltung offenbar schwer im Magen. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass es für den Ausschuss für Kinder, Jugend und Familien (KJF), in dessen direkte Zuständigkeit die Jugendberufshilfe fällt und der traditionell das Jahr mit einem Essen im Lahrshof ausklingen lässt, am Dienstag dieser Woche entgegen früherer Planungen nur belegte Brote gab?!

„Die Zukunft ist weiblich“, heißt ein Buch der Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich. Und auch die scheidende Sozialdezernentin Henriette Reker hat sich dieses Motto offenbar zu eigen gemacht – zumindest was ihre Nachfolge betrifft. Im Sozialausschuss sprach sie nämlich am Mittwoch wie selbstverständlich von „der künftigen Sozialdezernentin“. Schaun mer mal.

Das Buch „Die Zukunft ist Heinberg“ würde sich dagegen zurzeit in der CDU nicht zum Bestseller entwickeln, was sich im schnelllebigen Polit-Geschäft aber auch gaaanz schnell wieder ändern kann. Doch zumindest ist zu beobachten, dass der sozialpolitischen Sprecher der Union nicht nur für die Karnevalisten als Hoppediz erwacht ist, sondern auch politisch (fast) wieder der Alte ist. So philosophierte er im Sozialausschuss über den Unterschied zwischen Genosse und Genießer. Genossen seien rückwärtsgewandt, so Wolfgang Heinberg. Als Genießer sei er aber der Zukunft zugewandt. Tä-tää, Tä-täää, Tä-tääää.