Gelsenkirchen. .

Im Kubus am Recklinghäuser Tor in Dorsten hängt ein monumentaler Kohlebrocken mit einer goldenen Krone.

Was Erinnerungen an René Magrittes „Pyrenäen-Schloss“ weckt, ist tatsächlich eine skulpturale Reminiszenz an die Bedeutung der Kohle für die Entwicklung der Region. Im Kunstmuseum ist die Installation, die Kirsten und Peter Kaiser für den Dorstener Kunstverein „virtuell-visuell“ schufen, im Modell zu sehen.

Krähen und Würmer

Daneben steht „Bravo“, ein etwas anderer Tannenbaum: radikal entnadelt, grün ge-färbt, ein Knäuel grüner Wolle zwischen den nackten Zweigen. Und gegenüber auf einer Video-Installation krabbeln, von Krähen beäugt, Würmer herum. „Armer Wurm!“

Es gehört zu den Qualitäten der Schau „Kohlen-Kunst-Transfer“, dass sie das Erwartete, das Erhoffte umfassend vorhält, ohne mit dem Unverhofften, dem Irritierenden, dem Verrückten oder auch einfach nur Vergnüglichen im Geringsten zu geizen. Einerseits dokumentiert die Ausstellung – in Modellen, Fotografien, Skizzenbüchern – die durchweg gewaltig dimensionierten Open-Air-Arbeiten, die in einem Netzwerk von fünf Kunstvereinen im Rahmen des Großprojekts „Gahlenscher Kohlenweg“ an zwölf Stationen entlang der historischen Transporttrasse zwischen Hattingen und Dorsten realisiert worden sind. Außerdem werden zwei Projekte vorgestellt, die amtlichen Bedenken zum Opfer fielen: etwa der Plan von Ulrich Daduna/Uwe Gelesch (Kunstverein Gelsenkirchen), der im Krieg teilzerstörten Urbanus-Kirche in Buer durch Laserlicht vorübergehend ihren Turm wiederzugeben.

Doch darüber hinaus erfährt der Besucher, wie und woran die zehn am Kunst-Kohle-Transfer beteiligten Künstler bzw. Künstlerpaare auch, ähnlich, anders oder überhaupt arbeiten. Hermann J. Kassel etwa, der am Ort des historischen Kohlhauses in Dorsten eine Stele errichtet hat, präsentiert eine Klangin-stallation, deren O-Töne aus dem Standesamt in Schloss Horst stammen. „Ich will. Ja, ich will...“ Zwei Seifenblasenmaschinchen pusten derweil über ein Blumenbouquet hinweg. Pusteblume? Pustekuchen? Jedenfalls köstlich.

Kunstmuseum Gelsenkirchen. Horster Straße 5-7. Tel. 0209 / 169 4361