Gelsenkirchen.
Für ihr „engagiertes Werben um junge Talente aus hochschulfernen Schichten“ ist die FH Gelsenkirchen mit dem Deutschen Arbeitgeberpreis für Bildung 2010 ausgezeichnet worden. NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze kam zur Verleihung.
Für ihr „engagiertes Werben um junge Talente aus hochschulfernen Schichten“ ist die Fachhochschule Gelsenkirchen mit dem Deutschen Arbeitgeberpreis für Bildung 2010 ausgezeichnet worden, der mit 10.000 Euro dotiert ist.
Den Preis in der Sparte „Hochschulische Bildung“ für das Programm „FH integrativ“ bekamen die Hochschulvertreter in Berlin überreicht. NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze und Oberbürgermeister Frank Baranowski nutzten ihren Besuch an der Neidenburger Straße in Buer am Donnerstag, um zu gratulieren.
Es sei ein Vorurteil, so die Ministerin, dass die Voraussetzungen im Ruhrgebiet „nicht toll“ seien. Im Gegenteil: hier gebe es großes Potenzial. „Hier sind die Menschen nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden. Für uns als Land ist es zentral, dass diese Menschen an die Hochschule kommen. Sie haben keine Eltern, die sagen: ,Geh studieren.’ Das müssen wir machen.“ Nur 30 Prozent aller Schüler in NRW würden nach Erlangen der Studiumsberechtigung auf eine Hochschule gehen. Damit sei das Land bundesweit Schlusslicht.
„Der Normstudierende ist eine Fiktion“
Mit unterschiedlichen Kooperationen will die FH Gelsenkirchen mit ihrem Programm „FH integrativ“ diesem Trend entgegenwirken. So habe man etwa einen Teachers’ Day - einen Tag, an dem Lehrer sich die Strukturen der Hochschule vor Ort ansehen können - und eine Elternakademie konzipiert, erklärte Marcus Kottmann, Leiter der Abteilung „Strategische Projekte“. Dabei seien vor allem die Berufskollegs - nicht nur die in Gelsenkirchen (11 000 Schüler), sondern an allen FH-Standorten - ein großer Partner. „Wir wollen zusätzliche Mathestunden in Kollegs anbieten“, sagt Kottmann. Auch mit Unternehmen wie Eon, Pilkington, Gelsenwasser und ELE, aber auch mit kleinen und mittleren Betrieben wolle man kooperieren.
„Der Normstudierende ist eine Fiktion. Den gibt’s nicht mehr“, sagt FH-Präsident Bernd Kriegesmann. An der Hochschule in der Heege, so Kriegesmann, die zu 75 Prozent Studiengänge im MINT-Bereich (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) anbietet, würden Jugendliche, die am Kolleg zwei Wochen-Stunden Mathe hatten, auf Gymnasiasten treffen, die im Leistungskurs sechs Wochenstunden hatten. Um dieses Ungleichgewicht auszugleichen, wurde die Einstiegsakademie gegründet, die aktuell 100 Studierenden Unterstützungsmaßnahmen wie zusätzliche Kurse, Grundlagen-Vorlesungen oder Orientierungstests anbietet.