Gelsenkirchen. .

Rund 65 Ausstellungen, dazu 670 weitere Veranstaltungen aus den Bereichen Theater, Musik, Lesung u.a. – eine stolze Bilanz, die der Kulturraum „Die Flora“ vorweisen kann.

„Wir haben eigentlich alle Sparten gehabt, die in diesen intimen Raum passen, und dabei immer unsere Programmlinien verfolgt“, resümiert Flora-Leiterin Wiltrud Apfeld zufrieden.

Dabei war, als das Haus an der Florastraße 26-28 gebaut wurde, an eine kulturelle Nutzung bei weitem nicht zu denken: Das Gebäude war als Do-mizil der Landeszentralbank konzipiert und bis 1988 fest in der Hand der Finanzen. „Viele Gelsenkirchener haben rege Erinnerungen daran, weil es früher noch keine Girokonten gab und viele hier ihren Lohn bar ausgezahlt bekamen“, erinnert sich Wiltrud Apfeld. Nach dem Auszug der Landeszentralbank kaufte die Stadt 1990 das Haus, das vorübergehend das Institut Arbeit und Technik beherbergte, bevor 1995 die noch immer hier beheimateten Dienststellen Schule und Kultur einzogen.

„Schon früh war eine kulturelle Nutzung des Hauses angedacht, denn Gelsenkirchen hatte kein soziokulturelles Zentrum. Das LZB-Gebäude mit seiner zentralen Lage und seiner großen Schalterhalle bot sich dafür an“, erinnert sich Apfeld. Da aber schon damals die Haushaltslage nicht rosig war, erhielt der Veranstaltungs- bzw. „Kulturraum“ noch nicht gleich zu seiner Eröffnung am 1. September 1995 sein endgültiges Gesicht, sondern wurde im Lauf der Zeit immer weiter ausgebaut und „technisch aufgerüstet“.

Von der ersten Ausstellung (Kinder in Zenica) an verfolgte das Flora-Team um Wiltrud Apfeld die Linie, sich mit gesellschaftskritischen Themen zu beschäftigen und diese zur Diskussion zu stellen. „Gleichzeitg ist dieser Raum aber auch hauptsächlich als Podium für Gelsenkirchener Künstler konzipiert, die hier stets neue Konzepte ausprobieren und ihre Arbeit in die Öffentlichkeit tragen konnten“, betont die Flora-Leiterin.

Blick weit nach vorn

So ziemlich jeder, der in der hiesigen Kulturszene Rang und Namen hat, hat hier gespielt; einige Konzepte, wie Bernd Matzkowskis „Nachtschalter“ oder Maegie Koreens Chanson-Reihen, entwuchsen dem intimen Rahmen und siedelten in größere Säle wie MiR oder Consol Theater um. „Das ist dann natürlich ein schöner Erfolg für unsere Arbeit.“ Bei vielen Projekten setzt die Flora auch auf Kooperationen. „Es war uns immer wichtig, Kompetenzen aus allen möglichen Blickwinkeln mit einzubeziehen.“

Zahlreiche persönliche „Highlights“ aus 15 Jahren Flora sind der Hausherrin in Erinnerung geblieben: Die Ausstellung zum Klezmer-Festival 2003 etwa, „die wir bis heute schon 30 Mal in ganz Deutschland zeigen konnten“, oder die Lesung von Edgar Hilsenrath im Jahr 2007.

Wiltrud Apfeld blickt aber schon weit nach vorne: Im Frühkahr ist die Flora an den erstmals auch in den westfälischen Gemeinden stattfindenden Jüdischen Kulturtagen beteiligt, es sind Aktivitäten zum Thema „100 Jahre internationaler Frauentag“ geplant, und im Herbst soll es eine umfassende Ausstellung zu den bedeutenden Kinderbuchautoren Kurt Kläber (besser bekannt als Kurt Held) und Lisa Tetzner geben. Langfristige Planungen also. Wiltrud Apfeld meint: „Ich hoffe, die Stadt kann sich die Flora noch sehr, sehr lange leisten.“

Am Sonntag, 21. November, findet um 18 Uhr in der Flora die öffentliche Jubiläumsfeier statt. Oberbürgermeister Frank Baranowski wird ein Grußwort sprechen, langjährige Flora-Gäste gestalten das musikalisch-literarische Programm. Parallel zeigt eine Ausstellung,die im Anschluss aus organisatorischen Gründen nur noch wenige Tage zu sehen ist, die historischen Veränderungen des Gebäudes sowie Höhepunkte aus 15 Jahren Flora-Programm.

Na dann: Auf die nächsten 15 Jahre!