Landesweit gab es bislang zwei Museen, die sich der Renaissance widmen. Nummer drei wurde Donnerstagabend im Schloss Horst eingeweiht. „Leben und Arbeiten im Zeitalter der Renaissance“ widmet sich die Ausstellung.

Der erste Themenbereich ist präsentabel, die museale Schloss-Baustelle ist zum Leben erwacht. Ihr Konzept und das geschichtsträchtige Umfeld machen sie einzigartig. Die Renaissance liefert gleichsam die Kulisse für ein Museum, das Erfahrungs- und Lernort ohne ausufernde Textbotschaften sein will, das wie berichtet einlädt zum Anfassen und Ausprobieren, das auf einige wenige (Grabungs)-Originale und viele Replikate als Ausstellungsstücke setzt. Sind die Reaktionen des Eröffnungsabends mit Förderern, Sponsoren und Bauakteuren, mit Vertretern der Stadt und des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe beispielhaft, dann wird sich das Haus schnell etablieren. Und Strahlkraft über die Stadt hinaus entwickeln.

Die Gruppe Okzitanis sorgte für den mitelalterlichen musikalischen Rahmen beim Festakt. Aus dem Obergeschoss ließen sich zudem die Bläser der Musikschule Gelsenkirchen hören. Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
Die Gruppe Okzitanis sorgte für den mitelalterlichen musikalischen Rahmen beim Festakt. Aus dem Obergeschoss ließen sich zudem die Bläser der Musikschule Gelsenkirchen hören. Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool

„Toll“, „einfach schön“, „ich komm’ in Ruhe nochmal mit meinem Sohn her“: Der Tenor war – trotz einiger Schwächen beim Ton – eindeutig (oder Kritiker sprachlos). Per Audio-Guide wurden die Premierengäste durchs Museum gelotst. Hier wurde getestet, dort geguckt, manche Illusion wie die vermeintlichen Pfützen auf dem Gräfte-Boden begutachtet, die Atmosphäre aufgesogen. Schloss-Leiter Elmar Alshut hatte zuvor in den Schlosskeller gebeten. „Wir gehen jetzt gucken, ob sich Ihre Investition gelohnt hat“, forderte er die illustre Runde auf und versprach: „Lassen Sie sich ein auf diese Baustelle. Ich kann nur sagen, es ist ein wahres und schönes Erlebnis.“

Das Modell der Schloss-Baustelle ist das herzstück der Museums-Schau. Für die Figuren werden noch weitere Paten gesuch. Der Förderverein Schloss Horst und die NRW-Stiftung haben die Anlage finanziert. Foto: Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Das Modell der Schloss-Baustelle ist das herzstück der Museums-Schau. Für die Figuren werden noch weitere Paten gesuch. Der Förderverein Schloss Horst und die NRW-Stiftung haben die Anlage finanziert. Foto: Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Im festlichen Rahmen mit Kerzenschein und Konzert wurde zunächst das Museum von Oberbürgermeister Frank Baranowski eröffnet. Genauer: das erste Themenfeld. „Ich will keinen Hehl daraus machen, dass wir im Kulturhauptstadtjahr gerne noch weiter gekommen wären. Doch so ein Projekt lässt sich nun mal nicht hoppla-hopp realisieren“ so der OB der immerhin sicher sein kann: „Weitere Themenfelder werden folgen. Dafür gibt es bereits Pläne, doch sind diese nicht in Stein gemeißelt.“ Der Lebenswirklichkeit der Handwerker, dem adeligen Bauherrenpaar und der 800-jährigen Burgengeschichte werden sich die nächsten Ausbaustufen widmen. Besucher sollen mit ihren Ideen und Anforderungen Einfluss auf die weitere Gestaltung nehmen können.

Vorburg-Renovierung wird 2011 abgeschlossen

Ab Frühjahr 2011 wird das Museum weiter ausgebaut, 2011 soll auch die Renovierung der Vorburg abgeschlossen werden. Der Förderverein Schloss Horst, kündigte Wolf Hoffmann an, wird sich weiter einbringen und auch Geld sammeln. Gesucht werden noch Paten für Figuren auf dem detailverliebten Museums-Modell der Schlossbaustelle. Bei honorigen Adeligen gibt es wohl Zurückhaltung: Hoffmann: „Rutger und Anna sind erstaunlicherweise noch vakant. Keiner traut sich. Vielleicht gibt es ja bald eine wohlwollende Übernahme.“