Gelsenkirchen.

Es ist nun wirklich nicht der klassische Frauenberuf, der den Arbeitsalltag der 52-jährigen Ursula Schürck ausmacht, wenn überhaupt von einem Alltag gesprochen werden kann: Ursprünglich wollte sie Lehrerin werden, für Geografie und Kunst. Jetzt ist sie Bestatterin. Sie führt in der vierten Generation ein traditionelles Familienunternehmen, das in seiner wechselvollen Geschichte über 125 Jahre viel erlebt und erlitten hat.

Das Unternehmen wurde 1885 von Wilhelm Schürck gegründet - bis heute hat es allen Wirtschaftskrisen zum Trotz - außer dem zeitweiligen Verlust des Buchstaben c im Namen - kaum etwas eingebüßt. Gestorben wird halt immer.

Dass sich bis zur Mitte der 80er Jahre der Gründername von Schürck in Schürk verwandelt hat, lag seinerzeit am einem Onkel, der machte nämlich eine Art Konkurrenzunternehmen auf, woraufhin sich der Sohn auf eine c-lose Firmenzukunft einließ. Schürck hieß demnach bis in die 80er Schürk.

Erst danach wanderte das „c“ wieder zurück. „Ich wunderte mich immer, warum sich mein Mann nur mit „k“ schrieb, bis ich hinter die Geschichte kam und wir wieder das „c“ einfügten.

Gestorben wird meist allein und auswärts

Ihre Lehrerträume hat die heute 52-Jährige schon früh aufgegeben, hatte sie sich doch in ihren Nachbarn verguckt und in das Familienunternehmen eingeheiratet. Da hieß es dann zupacken, sie habe zunächst „nur“ die Büroarbeiten erledigt, erinnert sich Ursula Schürck. Was die eigentliche Bestatterarbeit angeht, da habe sie am Anfang schon Skepsis gehabt. Aber mit Hilfe ihrer Schwiegermutter sei sie langsam in diese Arbeit hinein gewachsen, die sie heute ganz ausfüllt.

Seit vier Jahren führt sie das Geschäft allein - nicht ganz allein, ihre „rechte Hand“ Ingrid Eck greift zu, wenn immer Not ist. Vor vier Jahren starb ihr Mann und seither liegt das Unternehmen auf ihren Schultern, das eigentlich ein Familienbetrieb bleiben soll. Ihr Sohn ist 18 Jahre und macht Abitur. Ob er im Wiehagen weiter macht, bleibt dahin gestellt. Das habe noch Zeit...

125 Jahre im Rückblick und da hat sich schon einiges deutliche verändert in der Bestattungskultur der Gesellschaft. Früher da gehörte es zum guten Ton, dass der/die Verstorbene beispielsweise daheim aufgebahrt und von dort dann zur Kirche, zum Friedhof gebracht wurde. Und das geschah dann auch nicht in einem Auto, sondern - daran erinnern Familienfotos der Schür(c)ks- häufig in großen Trauerumzügen, mit von Rappen gezogenen Kutschen, in denen der Sarg war.

Da gab es die großen Familienverbände noch, die in der heutigen Gesellschaft verloren sind. Meist aus beruflichen Gründen ziehen die Menschen weg, verteilen sich die Familien. Da ist weit weniger Zusammenhalt. Gestorben wird meist allein und auswärts, aufgebahrt ebenso, kaum noch daheim.

Wie wurde und wird sie als Frau in diesem Beruf von den Menschen angenommen? Ob Kunden vielleicht zunächst gestutzt hätten, will sie nicht ausschließen, aber im Laufe des Gespräches hätten sogar die letzten Skeptiker ihre Bedenken beiseite geschoben. Denn gerade bei einer Frau schüttet man leicht sein Herz aus, so ihre Erfahrungen aus den letzten vier Jahren.