Gelsenkirchen. .

Als reines Hutgeschäft gründete Carl Friemann 1917 den Eckladen an der Schalker Straße 11. Mittlerweile ist aus der Adresse die Hansemannstraße 11 geworden und Friemanns Nichte Rita Podzun (69) ist die Inhaberin des Modehauses, das heute in der Hauptsache Damen-Oberbekleidung im Angebot hat. 93 Jahre nach der Eröffnung schließt Rita Podzun am Ende des Jahres das Traditionsgeschäft.

Ende der 60er-Jahre „wurde das mit den Hüten immer weniger, da kam die sportliche Welle“, sagt die Meistermodistin, die in ihrer Laufbahn fünf Lehrlinge ausgebildet hat. Die Garderobe habe sich geändert. „Du hast heute keinen Sonntagsmantel mehr. Und zum Mantel gehörte damals eben der Hut“, sagt Rita Podzun. Erst 1988 stellte die Geschäftsfrau auf Mode um, fing mit dem Verkauf von Oberbekleidung an. „Viel zu spät“, sagt sie. „Ich hätte fünf Jahre eher damit anfangen sollen.“ Heute kaufen Kundinnen „von 25 bis 80 Jahren“ an der Hansemannstraße 11 in der Altstadt Taschen, Pullover, Modeschmuck, Blusen, Hosen, Mäntel, Accessoires und ähnliches.

Das Geschäft ihres Onkels übernahm Rita Podzun 1965, erbte auch das Haus, nachdem sie in München an der Modeschule erfolgreich ihre Meisterprüfung abgelegt hatte. Bereits ab 1962 hatte sie als 21-Jährige am Schalker Markt bei den angestellten Modistinnen von Carl Friemann gelernt. (Der besaß auch eine Hutfärberei in Gelsenkirchen.) Dabei hatte die in Schwelm Geborene ganz andere Pläne. Bis zu ihrem Umzug nach Gelsenkirchen hatte sie in Gevelsberg gelebt und als Verkäuferin in Hagen gearbeitet. Dann meldete sich Onkel Carl.

Einen Nachfolger fürs Geschäft gibt es indes bei Rita Podzun, die das Modehaus Friemann schweren Herzens aus Altersgründen aufgibt, nicht. Ein geeigneter Pächter für die Immobilie hat sich auch noch nicht gefunden. Bis zur Schließung am 31. Dezember arbeiten fünf Mitarbeiterinnen halbtags und ein Dekorateur im Modehaus Friemann.