Gelsenkirchen.

Wäre dies RTL, das passende Akronym (ein aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter bestehendes Kurzwort) wäre schnell zur Hand: „GhdS“ – Gelsenkirchen hat den Superstar.

Da dies aber nicht RTL ist, sei lediglich aus dem Brief des Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Prof. Dr. Hans Heinrich Driftmann, an Stefan Gollan zitiert. Nach Anrede und Hinweis auf die im Winter 2009/10 bestandene Abschlussprüfung im Ausbildungsberuf Technischer Zeichner, Fachrichtung Stahl- und Metallbautechnik, heißt es dann: „Damit sind Sie bester deutscher Prüfungsteilnehmer Ihres Ausbildungsberufes.“

Im Januar hat der jetzt 23-jährige Essener seine Prüfung abgelegt – „mit 98 von 100 Punkten“, sagt er. Wobei das tatsächliche Ergebnis wohl noch ein paar Dezimalstellen nach dem Komma näher an der 100-Prozent-Marke lag. Und natürlich ist er von seinem Ausbildungsbetrieb nach Ende der dreieinhalbjährigen Lehrzeit sofort übernommen worden. „Das ist aber normal“, meint Frank Pape, Konstrukteur und Gesellschafter der Ingenieurgesellschaft für Stahlbauplanung ISP in der Schwarzmühlenstraße, „wir bilden regelmäßig im Abstand von zwei Jahren für den eigenen Bedarf aus.“

Seit 30 Jahren sitzt ISP in dem Gebäudekomplex in der Schwarzmühlenstraße, in dem einst das Ingenieur-Großbüro Denzinger beheimatet war. Nach dem Konkurs der Firma hatten sich einige Mitarbeiter der Fachabteilungen selbstständig gemacht. Einer, der damals davon profitierte und von ISP als Azubi übernommen wurde, gehört heute zu Stefan Gollens Chefs: Die Bewerbungen, hat Frank Pape festgestellt, werden immer katastrophaler. „Von 30 Bewerbungen kann man inzwischen 30 zurückschicken.“

Damit meint er die schlechten Noten in den Hauptfächern und insbesondere fehlende Mathe-Kenntnisse, die für einen Technischen Zeichner ja nicht ganz unwichtig sind. Damit meint er aber auch die Grundeinstellung zum Leben, zum Beruf, zur Arbeit.

Unlängst hat man erstmals einen Azubi – nun, Pape druckst sich um den Ausdruck herum – rausschmeißen müssen. Desinteressiert, unzuverlässig – nicht tragbar für ein eher kleines (ca. 20 Mitarbeiter zählendes) Unternehmen, das Große wie SMS, Bayer, Evonik zu seinen Kunden zählt und zum Beispiel an der Berliner Radsporthalle beteiligt war, die 1997 mit dem Europäischen Stahlbaupreis ausgezeichnet wurde.

Wissen, Geschick, Engagement, Begeisterung – Stefan Gollen verfügt über all das. „In anderen Berufen verdient man vielleicht mehr“, meint der Sohn eines Bäckers, „aber es ist viel wichtiger, dass die Arbeit Spaß macht.“ Weil ihm Arbeit und Ausbildung so viel Spaß gemacht haben, ist er – und sein Ausbildungsbetrieb – am 13.12. zum Festakt ins Berliner Maritim geladen, wenn Bundesministerin Ursula von der Leyen die „Nationale Bestenehrung in IHK-Berufen“ vornimmt.