Mit seinem Film „Rain Man“ hat der Regisseur Barry Levinson Menschen mit Autismus keinen großen Gefallen getan. Viel mehr hat der Streifen mit Dustin Hofmann in der Rolle des autistischen Raymond Babbitt dafür gesorgt, dass alle Welt denkt, dass Leute mit dieser Erkrankung durch die Bank hochbegabt sind. Die Kontakt- und Beratungsstelle Autismus (KuBA) des Sozialwerks St. Georg hatte am Samstag zu einem Tag der Offenen Tür eingeladen, um unter anderem mit diesem „Vorurteil“ aufzuräumen.

Es sei zwar richtig, dass überdurchschnittlich viele Menschen mit Autismus hochbegabt seien, so Caroline Große, KuBA-Leiterin, aber längst nicht in dem Maße, wie landläufig gedacht werde. „Zwei oder drei von unseren zwölf Klienten im Betreuten Wohnen sind hochbegabt. Manche sind aber auch an der Grenze zu einer geistigen Behinderung.“

Von 11 bis 16 Uhr konnten Interessierte einen Blick in die Einrichtung an der Weberstraße in der Altstadt werfen, Fragen stellen und sich durch die Räumlichkeiten führen lassen. Beim Autismus-Selbsttest am PC konnten die Besucher herausfinden, ob sie autistische Tendenzen haben. „Die Themen, die abgefragt werden, sind die, mit denen wir bei unserer Arbeit zu tun haben. Unsere Klienten haben zum Beispiel Probleme mit Small Talk“, sagte Caroline Große.

Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung. Die Betroffenen begreifen und nehmen die Welt anders wahr. Grob wird zwischen dem frühkindlichen Autismus und dem Asperger-Syndrom unterschieden. In der KuBA, aber auch im von Daniela Braun geleiteten Betreuten Wohnen, nimmt der Fachbereich Autismus des Sozialwerks St. Georg sich der „Aspies“, wie sich die Betroffenen mit Asperger-Syndrom selbst nennen, an. Aspies sind in ihren sozialen Fähigkeiten und der Kommunikation beeinträchtigt, haben eingegrenzte Interessen, die oft sehr intensiv verfolgt werden und neigen zu sensorischen Besonderheiten wie Über- oder Unterempfindlichkeit bei zum Beispiel akustischen oder taktilen Reizen.

Die Beratungsstelle in der Weberstraße gibt es seit 2009, das Ambulant Betreute Wohnen seit 2009. „Die Klienten wohnen in einer eigenen Wohnung in der Innenstadt. Wir suchen sie ambulant auf: Ein Mal in der Woche, zwei Mal am Tag - je nach Bedarf“, sagte Daniela Braun.

Mit der Resonanz beim Tag der Offenen Tür, der das Motto „Leben mit dem Asperger-Syndrom“ hatte, war die KuBA-Leiterin „sehr zufrieden“: „Die Besucher hatten konkrete Anliegen. Das waren entweder Angehörige oder Betroffene mit ihren Angehörigen“, sagte Caroline Groß. In der KuBA gehen pro Woche drei bis vier Anrufe ein.