Gelsenkirchen.

Sie warf, schon früh im Jahr, ein Glanzlicht auf das Kulturhauptstadt-Programm: Die als Twins2010-Projekt angelegte „Ruhr-Chansonnale“.

Als das über dreistündige Festival europäischer Liederpoeten am 16. März in der Kaue zu Ende gegangen war, da nahmen wohl nicht wenige Musikliebhaber die Hoffnung mit auf den Weg, diesen Abend, wenigstens in Auszügen, einmal auf CD hören und nacherleben zu können.

Die Gelsenkirchener Chansonsängerin, Autorin, Organisatorin (und nicht zuletzt Mentorin für liedbegeisterten Nachwuchs) Maegie Koreen, die das Konzept der Ruhr-Chansonnale entwickelte und nach zweijähriger Vorarbeit realisierte, hat die CD inzwischen produziert. Den frisch gepressten Silberling hatte sie auch im Gepäck, als sie vor gut einer Woche ins polnische Gliwice reiste.

Es war eine Reise unter dem Zeichen der „Nachhaltigkeit“.

„Bei der Ruhr-Chansonnale ist der Kulturhauptstadt-Gedanke voll aufgegangen“, bilanziert sie die letzten Monate. Soll heißen: Knüpfung und Intensivierung internationaler Kontakte, Schaffung und Stärkung von Netzwerken, Etablierung kreativer Verbindungen über das Jahr 2010 hinaus.

Schon bei der Vorbereitung der Chansonnale – einem Kooperationsprojekt der Städte Gelsenkirchen, Hagen, Gladbeck und Bottrop sowie der jeweiligen europäischen Partnerstädte – war der Kontakt mit Gliwice besonders eng gewesen. „Ich habe allein 163 E-Mails mit dem dortigen Kultur-Förderzentrum GCOP ausgetauscht.“

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Auf dem Festival konnte man schließlich die junge Polin Natalia Stefanek erleben, die sich in ihren Liedern pop-nahe, mit einem gehörigen Jazz-Anteil präsentierte und dabei mit Grzegorz Kosinki von einem (E-)Bassisten begleitet wurde, den man fast in einem Atemzug mit Renaud Garcia Fons nennen möchte. Geradezu eine Offenbarung war Sonia Godoj, die mit erotisierend tiefem Timbre wie einst Hanne Wieder das Chanson-Theater nicht nur sang, sondern verkörperte. Die 18-jährige Abiturienten lebt übrigens inzwischen in Gelsenkirchen, möchte im Revier studieren: Während des Festivals funkte es zwischen ihr und einem jungen Mitarbeiter Maegie Koreens. (Auch das kann man wohl unter Nachhaltigkeit verbuchen.)

Wichtiger aber: Die Chansonnale-Macherin wurde in die Jury des soeben beendeten großen Lieder-Wettbewerbs nach Gliwice geladen. „So etwas gibt es im Ruhrgebiet nicht: Ganzjährig finden in den Städten ringsum offene Gesangswettbewerbe statt, einmal monatlich wird in jeder Stadt in einem Wettbewerb ein Sieger bestimmt. Alle Gewinner nehmen dann am großen Abschlusswettbewerb im Zentrum Gliwice teil. Von so einer beispielhaften Jugendtalentförderung kann man hier nur träumen.“

Der GCOP-Direktor beließ es freilich nicht nur bei der Einladung in die hochkarätig besetzte Hauptjury. Die öffentlich finanzierte, unabhängige Einrichtung plant für 2012 ein großes Chanson-Ereignis à la Twins. Und Maegie Koreen ist mit dem „Auftrag“ nach Gelsenkirchen zurückgekommen, schon einmal den Revier-Anteil zu organisieren.