Gelsenkirchen.

457 212 Euro – das ist die Summe, die 2009 in der Kriminalstatistik unter der Rubrik Schadenshöhe hinter der Zahl 1134 steht. So viele Räder wurden in Gelsenkirchen im vergangenen Jahr gestohlen gemeldet.

Damit übertraf die Schadenshöhe den Wert der geklauten Autos. 122 wurden entwendet. Gemeldeter Schaden: 457 074 Euro.

Was zudem 2009 überraschte. Die Zahl der Kfz-Diebstähle blieb gegenüber 2008 – da waren es 125 – nahezu unverändert. Die Räderdiebstähle legten dagegen um 13,51 % zu. Gefragtes Diebesgut Zweirad? Die Statistik hat darrauf keine Antwort. Vielleicht haben auch einfach nur viel mehr Menschen den Gang zur Polizei angetreten und Anzeige erstattet als früher und sich nicht abschrecken lassen von einer bescheidenen Aufklärungsquote. Derzeit liegt sie bei unter 4 %. „Räder sind eher Zufallsfunde“, sagt Polizeisprecher Konrad Kordts. Was letztlich heißt: Akribische Tätersuche entfällt hier in der Regel. Mangels Man-Power.

Ungebrochen ist allerdings die zunehmende Klau-Tendenz. Allein bis Ende August (jüngere Fallzahlen gibt es noch nicht) wurden im Polizeipräsidium 778 (+ 9,73 %) gestohlene Fahrräder gemeldet. 709 waren es 2009 zum gleichen Zeitpunkt. Andererseits wählen Diebe 2010 auch wieder Autos stärker als Beute. Die Fallzahl stieg (ebenfalls bis Ende August) von 75 auf 92 (+22,67 %). Kortdts: „Es sieht so aus, dass gerade im Sommer hochwertige Fahrzeuge gestohlen wurden.“

Bei den Fahrraddiebstählen führt bundesweit Bremen das Länder-Ranking an – zumindest bei den Fällen pro 100 000 Einwohner. 1276 waren es 2009 in der hansestadt, nur 51 dagegen in Hessen. NRW, hat das Verbraucherportal geld.de errechnet, liegt mit 524 im unteren Mittelfeld. Dennoch summierten sich die Diebstähle landesweit 2009 auf über 94 000. Klau-Hochburg ist allerdings Münster. „Auf 100 000 Einwohner entfielen vergangenes Jahr 1971 gestohlene Fahrräder – an jedem Tag des Jahres trifft es absolut betrachtet 15 Besitzer. In keiner anderen Stadt in Deutschland, Österreich oder der Schweiz gibt“ es laut der Studie „so viele Langfinger“.

Die Fahrrad-sicherste Stadt in Deutschland ist übrigens Stuttgart, die mit der höchsten Aufklärungsquote (36 %) Magdeburg, lediglich 2,5 % der Diebstähle wurden letztes Jahr in Heidelberg geklärt.

Spurensicherung
ist sehr schwierig

Eine Spurensicherung ist bei Fahrrädern per se schwierig, die Beschreibungen der Besitzer oft eher unspezifisch. „Da wird dann“, so Kordts, „beispielsweise ein silberfarbenes Fahrrad gestohlen gemeldet“. Die Anhaltspunkte für die Ermittler sind entsprechend vage, der Eigentumsnachweis schwierig. „Auch die oft praktizierte Codierung der Räder sei trotz landläufiger Meinung kein Diebstahlschutz“, stellt die geld.de-Studie fest. Von der Polizei Gelsenkirchen wird sie schon länger nicht mehr vorgenommen.

Was hilft nun? Wohl nur Vorsicht und ein vernünftiges Schloss, das es dem Dieb so schwer wie möglich macht. Viele Sicherungen widerstehen einem schweren Seitenschneider nur für Sekunden. Eine gehärtete Stahlkette oder ein Bügelschloss mit „richtigem Stahlkern“ erschweren Dieben die Arbeit. „Da braucht man starkes Werkzeug, um die zu knacken. Wichtig ist auch ein guter Schließzylinder“, weiß Andreas Jablonowski von Fahrrad XXL-Meinhövel in Buer. Ab 30 € für eine Kette oder 40 € für ein Bügelschloss sollten laut Jablonowski in die Sicherheit investiert werden. Gefragt – weil flexibler und kompakter als U-Bügel – sind Faltschlösser. Solide Varianten kosten ebenfalls über 40 €. Die Stäbe sind stabil, die Nieten gerundet. „Die sind auch schwer zu knacken“, so der Experte. Letztlich kommt es natürlich immer auf Einsatzzweck und Abstellort an. Jablonowski: „Wenn man das Rad den ganzen Tag am Bahnhof oder der Uni abstellt, ist das ein gefundenes Fressen für Diebe.“