Gelsenkirchen.

Die von der Revierwirtschaft avisierten zwei Milliarden Euro, die bis 2020 in das Modellgebiet InnovationCity fließen sollen – so denn Gelsenkirchen-Herten am 4. November den Zuschlag erhalten – scheinen keine Luftnummer.

Kalkulationen der beiden Städte nennen die ähnliche Summe. In ihrer Bewerbungsmappe beziffern die beiden Finalistenstädte die errechnete Investitionssumme, um in zehn Jahren wie gefordert die CO2-Emission um 50 Prozent zu senken, auf 2072 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte, 1,16 Mrd Euro, müssen dabei in die Energieeffizienz der Gebäude zwischen Bertlich und Buer fließen. 500 Mio Euro sind für die schadstoffreduzierende Umsteuerung bei der Strom- und Wärmeerzeugung berechnet.

Und woher sollen die gigantischen Summen kommen? 1,5 Mrd. Euro sollen als private Investitionen, größtenteils der Wohnungs- und Energiewirtschaft, initiiert werden. „Hier sind vor allem die großen Unternehmen gefordert“, stellt dazu Hertens Bürgermeister Ulrich Paetzel fest und Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski ergänzt: „Das ist kein Selbstläufer.“ Auf 516 Mio Euro veranschlagen die beiden Städte den Anteil an Fördermitteln durch Bund, Land und EU, 34 Mio Euro wollen Gelsenkirchen und Herten aus ihren Haushalten beisteuern.

Mehr als Signal denn als tragender Beitrag gilt dies: Die Städte wollen eine InnovationCity-Stiftung gründen und die örtliche Sparkasse und Volksbank günstige Kredite und Sparbriefe anbieten.

Zur Niedrigenergiestadt mit Modellcharakter sollen die acht Stadtbezirken zwischen Gelsenkirchen und Herten, in den 70 000 Menschen wohnen, werden. Die aktuelle Energielast ist noch enorm: 1,28 Millionen Megawattstunden braucht die Region im Jahr, die Hälfte geht auf das Konto der 30 000 privaten Haushalte. Vor allem der alte Gebäudebestand soll daher energetisch saniert werden. Ein Drittel des Energieaufwandes wird im Verkehr, vor allem im Individualverkehr buchstäblich verfahren.

500 000 Tonnen Kohlendioxid-Emission im Jahr belasten das Klima in der InnovationCity in spe. Jeder Bewohner verursacht im Jahr 6,3 t CO2. Bis 2020 sollen 240 000 Tonnen der treibhausrelevanten Emissionen eingespart werden. „Das ist keine Planer-Prosa, sondern ganz konkret machbar“, unterstreicht Baranowski.