Gelsenkirchen. .

Eine Idylle: Langsam verzieht sich der Nebel über dem See, das taunasse Gras glitzert in den ersten Sonnenstrahlen, Vögel zwitscheren: Ein Herbstspaziergang am Schloss Berge.

Nach den ganzen schmuddeligen Regentagen bot das Wochenende endlich noch einmal die Gelegenheit die herbstliche Natur zu erkunden, die klare Luft zu genießen und ein paar Sonnenstrahlen für das Gemüt zu tanken.

Dass die Natur beeindruckende und schnörkellos-schöne Highlights bereit halt,erkennt man oft nicht auf den ersten Blick. Doch bei genauerer Betrachtung ist das herbstliche Naturspiel wunderschön.

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© WAZ FotoPool

Lothar Konietschke hat dies längst verstanden. Der ehemalige Gartenbauingenieur leitete am Sonntagmorgen einen Spaziergang durch den Park rund um Schloss Berge. Dabei informierte er die rund 40 Teilnehmer über die prachtvolle Baumwelt des Parks. „Genau hingucken“ war die Devise.

„Angelegt war das Ganze ursprünglich als Buchenwald“, erklärte er. Doch mittlerweile finden sich so einige Schätzchen in dem Schlosspark. Während die Gruppe also gemächlich durch den Park schlenderte und die vielen Farben des Herbstes genoss, erklärte er was Erle, Birke und Buche so alles auf dem Kasten, bzw. in den Wipfeln haben. „Gehölzkundliche Erläuterungen“ nennt der Fachmann das dann.

Und tatsächlich hatte man bei Konietschke den Eindruck, dass er jeden Baum persönlich schätzte und kannte. Den Teilnehmern kamen seine professionellen Erläuterungen vor allem deshalb sehr gelegen, da viele sich hier Tipps für den eigenen Garten holten. Auf solche Fragen vorbereitet wies der Profi immer wieder darauf hin, welcher Strauch sich besonders als Hecke eignet, worauf man bei einem Ahornkauf zu achten hat und wie man die Pflanzen beschneiden muss, damit sie natürlich aussehen.

Trotz vieler Informationen ging der Blick auf die idyllische Landschaft und ruhige Atmosphäre des Parks nicht verloren. Beim Gang durch wunderschöne Alleen, die von roten, gelben und grünen Blättern geschmückt wurden, bewunderten die Teilnehmer das Spiel der Sonne durch die Baumkronen. „Ein herrliches Wetter für so einen Spaziergang“, schwärmte eine ältere Frau.

„Das Farbenspiel des Windes“ heißt es in einem Lied aus dem Disney-Film Pocahontas. Und genau diese Umschreibung war zutreffend für das farbenfrohe Blattwerk, das leicht von dem morgendlichen Wind umspielt wurde. Als Konietschke dann noch den auf eine riesige Trauerweide aufmerksam machte, beschlich einen schon mal das Gefühl im Rauschen des Windes die Stimme von Großmutter Weide zu vernehmen. Als der Wind dann noch die Blätter von den Ästen auf die Teilnehmer herabregnen ließ, war das Naturerlebnis vollkommen.

Ebenso erhaben wie Großmutter Weide wirkte auch einer der Mammutbäume. „In ihrer Heimat, Amerika, werden die bis zu mehreren 100 Meter hoch“, sagte Konitschke. Da staunten die Hobby-Baumpflanzer nicht schlecht. „Das ist wirklich gigantisch“, sagte ein Mann zu seiner Frau.

Doch der Baumkenner Konietschke stellte auch die wortwörtlichen Schattenseiten des Parks vor. Denn durch die vielen hohen Bäume bekommen jüngere Kastanien oder Eichen nicht genügend Licht, so dass sie sie eher ein Dasein als Miniformat fristen.

Nach fast zwei informativen Stunden in der Baumschule endete die Führung. „Bei so tollem Wetter sind wir nächstes Jahr wieder dabei“, sagte ein älterer Herr. Manch anderer entschloss sich kurzer Hand zu einer weiteren Runde durch die herbstliche Idylle.