Gelsenkirchen.

So viele wirklich-schöne und scheinbar-schöne junge Frauen auf einem Haufen hat Gelsenkirchen wohl noch nie gesehen.

Eine riesige Schlange aus High-Heel-tragenden Blondinen, langbeinigen Brünetten und stark geschminkte Paradiesvögeln blockierte gestern den Parkplatz des Maritim-Hotels in der Feldmark.

Heidi Klum und ihre Crew hatten zum großen ProSieben Casting nach Gelsenkirchen geladen und Mädels aus ganz Nordrhein-Westfalen folgten dem Ruf.

Leider bekamen die potenziellen Teilnehmerinnen ihr Idol gar nicht zu Gesicht. Denn ausgewählt wurden sie von einem - scheinbar unbekannten - Modelscout. „Klar bin ich auch gekommen, um Heidi zu sehen“, sagte Michaela Scharf (24) aus Gelsenkirchen. Sie hatte es leider nicht geschafft, wurde schon nach zwei Minuten aussortiert. „Das war ganz komisch - man stand auf einer Linie, musste zu einer Wand und wieder zurückgehen und dann kam sofort das Urteil: ,Nicht weiter’“, erzählte sie. Enttäuscht ist sie aber nicht, sie habe „just for fun“ mitgemacht, wollte einfach dabei sein.

Ähnlich wie Michaela ging es auch einem Mädel aus Bottrop: Nach dem Laufen war Schluss. Sie wolle es trotzdem weiterhin versuchen - mit 17 Jahren hat sie dazu auch noch genügend Zeit.

Überhaupt erinnerte das Casting mehr an eine Massenabfertigung als eine tiefergehende Suche nach hübschen Frauen mit „personality“. Wenige Sekunden entschieden über ein Weiterkommen oder ein Rausfliegen. Bei dem massiven Ansturm war dies jedoch kaum verwunderlich.

Wer weiterkommen wollte, musste also bereits in den ersten Sekunden überzeugen. Franziska Deutschmann (18) aus Buer hat dies geschafft. Zwar wurde sie auf Herz und Nieren, bzw. Brust- und Taillenumfang, geprüft, doch sie blieb cool. Im Interview überzeugte die Schülerin mit Modelmaßen mit der sehnlichst gesuchten „personality“. Bei ihr hatte sich das Warten gelohnt - andere Mädchen standen jedoch völlig umsonst stundenlang im kurzen Rock und auf High-Heels Schlange.

Die Wartezeit nutzten viele, um die Konkurrenz kritisch zu beobachten: „Sind ihre Beine dicker als meine? Sind meine Absätze höher? Ist sie zu stark geschminkt?“ Die Gedanken konnte man förmlich sehen. Doch die Mode schien auch Grenzen zu überwinden, denn mitten in dem Gewusel freundete sich ein Trupp von Gelsenkirchener Mädels mit Dortmunder Mädels an. Häufig thematisiert wurde dann: „Wie gut laufe ich auf High-Heels?“

High-Heels galten übrigens als absolutes Statussymbol. Wer sie nicht schon anhatte, holte sie prompt aus der Handtasche und schlüpfte mehr oder weniger leichtfüßig hinein. So konnte man anhand der Schuhmode schnell erkennen, wer Teilnehmerin und wer Begleitung war. Denn kein angehendes Model hätte sich in Turnschuhen vor die Jury getraut. Große Weinattacken blieben übrigens aus - nichts mit Drama, Baby!