Gelsenkirchen.
„Wir sprengen Grenzen“: Das ist das Motto, mit dem sich Gelsenkirchen und Herten mit ihrem stadtübergreifenden „Laborgebiet“ für die InnovationCity bewerben.
„Wir können das und wir können sofort loslegen“, gaben sich Gelsenkirchens OB Frank Baranowski und Hertens Bürgermeister Uli Paetzel selbstbewusst und optimistisch.
Schon auf der ExpoReal in München am Dienstag müssen die beiden Stadtoberhäupter eine gute, dynamische Präsentation bei der offiziellen Übergabe der mehr als 100 Seiten dicken Bewerbungsmappe auf die Bühne gelegt haben. Und beide Städte rechnen sich gute Chancen aus, als Sieger aus der Finalrunde mit den fünf verbliebenen Revierstädten hervorzugehen. „Wenn es bei der Jury um rein fachlich-sachliche Entscheidungen geht“, wie Baranowski gestern betonte.
Baranowski wie Paetzel glauben, es der Jury des Initiativkreises Ruhrgebiet, der den Wettbewerb der Städte um die Klimaschutz-Modellregion des Reviers, die bis zu zwei Milliarden Investitions- und Fördermittel in den nächsten zehn Jahren aktivieren soll, leicht zu machen: So innovativ, mutig, durchdacht sind die Projekte, die die beiden Städte verwirklichen wollen. Und dass es eben zwei sind, gilt als Pfund der Bewerbung: „Klimawandel macht nicht an den Stadtgrenzen halt“, erklärte Baranowski.
Schadstoffarme Mobilität, grüne Freiräume, energetische Wohnsanierung, emissionsarme Energiegewinnung zwischen Westerholt, Bertlich, Hassel und Buer: All das soll dazu beitragen, bis 2020 in der InnovationCity eine C02-Reduzierung um 50 % zu erreichen. „Wir wollen weltweit beachtetes Vorbild für den Stadtumbau zur klimaneutralen Region sein“, so der OB.
Pfiffige Idee in der dicken Bewerbungsmappe: Sie beginnt mit einer futuristisch-visionären Reportage einer Journalistin, die 2050 in der InnovationCity unterwegs ist. Was die Redakteurin dort zwischen den Stadtgrenzen wandelnd beschreibt, sind die Kernelemente der Ideenvielfalt: Da ist der „Nukleus“. Das Bergwerk Westerholt soll dort zum Zentrum für neue Energie werden, Sitz von Firmen sein, Expo-Gelände, Ort urbaner Landwirtschaft. Eine ein Kilometer lange transparente Klimahülle als Solarkraftwerk überspannt den „Nukleus“, aus dem der 70 Meter hohe Förderturm als Energieturm mit Café und Aussichtsplattform herausragt. An den Nukleus grenzt der 33 Hektar große „Central Park“ des ehemaligen Kokerei-Geländes in Hassel. Und die ehemalige Zechenbahn wird zur „Allee des Wandels“ für Fußgänger, Radfahrer und Elektrofahrzeuge, an der sich hunderte von Kleinwindanlagen aufreihen. Die Halde Scholven, auf der sich schon zwei Windräder drehen, wird zum „Energieberg Scholven“ mit einem Fünf-Megawatt Windpark und einem 16 Megawatt Solarkraftwerk.
„Wir sind nicht allein“, warf Hertens Bürgermeister Paetzel die große Bürgerbeteiligung in die Waagschale. Und das Interesse der Wirtschaft: In einem großen Karton sammeln sich ihre Vorschläge und Beteiligungsprojekte. Nun heißt es warten: Am 13. Oktober bereist die Jury die Städte: Am 28. Oktober haben Gelsenkirchen-Herten von 11 bis 16 Uhr ihren geforderten Aktionstag, an dem man sich tunlichst aktiv und kreativ präsentieren will. Und am 3. November, am Vortag der Entscheidung, ist dann das letzte „Vorsingen“ der Bewerber in Essen.