Auf Distanzen zwischen 200 und 1000 Metern kämpften die Teilnehmer beim Kanalschwimmen mit den Temperaturen
Klappernde Zähne, zitternde Körper und blaue Lippen: Beim diesjährigen Kanalschwimmen der DLRG Gelsenkirchen war es saukalt. Die Wassertemperatur lag bei siebzehn Grad, die Außentemperatur bei fünfzehn Grad. Der Freiwasserwettkampf im Rhein-Herne-Kanal fand zum 28. Mal traditionell auf dem Gelände des Kanuclubs statt.
„Es war schon mal so kalt”, erinnert sich Thomas Romahn, Trainer der Ortsgruppe Gelsenkirchen-Mitte, der die Aktion 1981 mit anderen aus der Taufe hob. Der Tiefpunkt seien sogar vierzehn Grad Wassertemperatur gewesen. Das interessiert die beiden Jungs, die ihre Hände am Ufer probeweise ins Wasser stecken, herzlich wenig. „Kalt, kalt, kalt!”, rufen sie, als sie zu ihren Eltern laufen.
Verena Marquis hat dieses Problem nicht. In ihrem Neoprenanzug ist sie verhältnismäßig gut gegen die wideren Umstände geschützt. „Ich gehe gleich aufs Board, wenn die Kleinen schwimmen”, erklärt sie ihr Outfit und ihre Aufgabe. Wenn die jüngsten der insgesamt 120 Starter (einige schwimmen zusätzlich zu Brust auch Kraul) sich in die Fluten stürzen, ist sie mit ihrem Brett auf dem Kanal und begleitet die Sportler. Im Ernstfall kann sie sie dann „abschleppen”.
Und so kommt es dann auch: Während es anfängt zu regnen, hält sich die kleine Schwimmerin mit der Startnummer 351 am Brett fest und lässt sich von Verena Marquis zum Steg paddeln. Auch Patrizia Schwabach, die die Kinder im Wasser begleitet, muss insgesamt drei von ihnen ans Ufer bringen: „Die haben sich erschrocken, der Kältereiz war zu groß.” Die Distanz bei den Kindern und Schülern liegt bei 200 Meter, Jugend und Senioren legen 500 Meter zurück und Damen und Herren zwischen 17 und 49 Jahren ganze 1000 Meter.
„Ich weiß nicht, ob jeder vorher geguckt hat, was Schafskälte ist”, schmunzelt Pressesprecher Boris Spernol. Verena Marquis ist mit ihrer Aufsicht fertig. Mit blauen Lippen steht sie am Teestand und wärmt sich auf: „Das Problem ist nicht die Wassertemperatur, sondern die kalte Luft.” Eigentlich müsste sie zum Schwimmen nochmal ins Wasser – ohne Neopren. Das ist bei Wettkämpfen erst ab 16,5 Grad erlaubt – 0,5 Grad zu wenig. Sie denkt an die Landesmeisterschaften in zwei Wochen und geht sich Jeans und Pullover anziehen.