Als eine der wenigen Branchen war das Gesundheitswesen von der Wirtschaftskrise praktisch gar nicht beeinträchtigt. Wie Miriam Nitschkowski, Vermittlungskraft der Gelsenkirchener Agentur für Arbeit, berichtet, gäbe es in Gelsenkirchen derzeit gerade mal 43 Arbeitssuchende Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern oder Praxishelfer. Tendenz: fallend. Insgesamt ist das Gesundheitswesen in der Region mit rund 10 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der größte Arbeitgeber in der Region.

Auch am Bergmannsheil hat man insgesamt zehn neue Stellen geschaffen und Mitarbeiter eingestellt. „Wir sind in Sachen Arbeitsverdichtung einfach an die Belastungsgrenzen der Mitarbeiter gelangt“, sagt Joachim Weigand, Pflegedirektor des Bergmannsheils und der Kinderklinik Buer.

„Aufgrund der demografischen Entwicklung ist allerdings davon auszugehen, dass zusätzlich noch viel mehr Pflegepersonal benötigt werden wird“, führt Weigand weiter aus. Da die Menschen immer älter werden, bedürften sie im Alter auch verstärkt der Pflege.

Auf der anderen Seite fürchtet Weigand, dass immer weniger junge Berufsanfänger nachkommen, die sich für einen Job im Gesundheitswesen interessieren. „Deshalb ist es möglich, dass wir in Zukunft verstärkt in Konkurrenzkampf mit anderen Berufszweigen treten müssen, um entsprechend qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen.“

Dabei sei die Branche deutlich besser als ihr Ruf. Weigand: „In Sachen Bezahlung liegen wir in der Ausbildung im guten, im Verlauf des Berufslebens sogar über dem Durchschnittsbereich.“

Für Jaqueline Kaluzny waren weder die guten Jobchancen noch die Bezahlung ausschlaggebend für ihre Berufswahl. „Ich war schon als Kind sehr daran interessiert, wie man Menschen helfen kann“, sagt die 23-Jährige. Sie habe deshalb auch schon während der Schulzeit unterschiedliche Praktika gemacht und „unter anderem im Altersheim den Menschen vorgelesen oder bin mit ihnen spazieren gegangen“, berichtet die seit dem 20. August examinierte Krankenschwester.

„Das ist genau die richtige Einstellung für diesen Beruf“, findet auch Joachim Weigand. Wesentlich sei: „Man muss Interesse am Umgang mit Menschen haben. Praktika und Berufserfahrung können dabei auch nicht schaden.“ Obwohl für eine Ausbildung zum Pfleger oder Pflegerin zumindest die Fachoberschulreife verlangt wird, gibt es bei entsprechenden Kandidaten auch Ausnahmen von dieser Regel. „Es gibt eine Vielzahl von Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten auch für spezialisierte Tätigkeiten.“

Auch diese Vielseitigkeit des Berufsbildes war und ist für Schwester Jaqueline ein Anreiz. „Ich hoffe, hier am Bergmannsheil die Möglichkeit zu haben, in möglichst viele Bereiche hineinschnuppern zu können und mich dann später zu spezialisieren.“