Gelsenkirchen.
Wohnungen sind für Mieter und Käufer in Gelsenkirchen im Vergleich zu allen anderen Städten in NRW am günstigsten: Das ergab der Wohnungsmarktreport NRW 2010, den das Immobilienunternehmens LEG in Auftrag gegeben hatte.
Mieter bezahlen in Gelsenkirchen durchschnittlich 4,82 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter und Eigentumswohnungen kosten im Schnitt 840 €/qm. Mehrfamilienhäuser sind mit durchschnittlich 513 €/qm sogar noch deutlich günstiger. Die scheinbar günstigen Zahlen bei den Mietkosten haben allerdings ihre Kehrseite, die auf die hinlänglich bekannten Strukturschwächen der Stadt hinweisen: Denn trotz niedriger Mieten ist die Wohnkostenbelastung durch die niedrigsten Haushaltseinkommen in ganz NRW vergleichsweise hoch, so die Studie der LEG. Von 2679 Euro des monatlichen Haushaltsbudgets fließen im Durchschnitt danach 508 Euro in die Warmmiete. Das entspricht überdurchschnittlichen 18,8 Prozent.
Keine 1a-Lagen
Klassische 1A-Wohnlagen gibt es in Gelsenkirchen kaum. Gute Lagen sind die Altstadt, etwa im Bereich Zeppelinallee mit Spitzenmieten von 6,27 Euro pro Monat und Quadratmeter und Buer mit bis zu sieben Euro. Die Haushaltskaufkraft in Buer ist mit 3396 Euro monatlich die höchste in Gelsenkirchen. So werden in Buer trotz höherer Mieten nur 16,3 Prozent der monatlichen Haushaltskraft für die Warmmiete bezahlt. Anders sieht es z.B. in Beckhausen aus:: Eine niedrige monatliche Haushaltskaufkraft von 2691 Euro trifft auf verhältnismäßig hohe Mieten. Mit 20,8 Prozent ihres zur Verfügung stehenden monatlichen Budgets für die Warmmiete ist dort die Wohnkostenbelastung für die Haushalte so hoch wie in keinem anderen Gebiet der Stadt.
Niedrige Hauspreise
Die Preise für Mehrfamilienhäuser und Eigentumswohnungen sind in Gelsenkirchen so niedrig wie sonst nirgends in NRW-Großstädten. Im vergangenen Jahr sind sie weiter gesunken. Mehrfamilienhäuser wurden im Schnitt um 9,6 Prozent günstiger. Mit einem Rückgang um 28,6 Prozent war das Niedrigpreissegment besonders stark betroffen. Durchschnittlich stand der Quadratmeter hier für nur noch 215 Euro zum Verkauf.
Im oberen Marktsegment kostet der Quadratmeter 1139 Euro (minus 6,4 Prozent zum Vorjahr). Auch Eigentumswohnungen wurden günstiger. Die Preise sanken in der mittleren Preisklasse um durchschnittlich 3,9 Prozent. Die Preise liegen hier zwischen 379 und 1483 Euro pro Quadratmeter. Einfache Eigentumswohnungen wurden um 18,3 Prozent günstiger und liegen bei durchschnittlich 300 Euro pro Quadratmeter.
Markt unter Druck
Der Strukturwandel macht Gelsenkirchen weiterhin zu schaffen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und die Kaufkraft beträgt mit 16 154 Euro pro Kopf und Jahr nur 85,5 Prozent des Bundesdurchschnitts. Prognosen zufolge sinkt bis 2030 die Einwohnerzahl um weitere 11,6 Prozent; bis 2020 wird ein Rückgang der Haushaltszahlen um 9,6 Prozent vorhergesagt. „Diese Rahmenbedingungen, ein mit 3,9 Prozent schon heute überdurchschnittlich hoher Leerstand und die sinkenden Kaufpreise deuten darauf hin, dass der Gelsenkirchener Wohnungsmarkt auch weiterhin stark unter Druck stehen wird“, so die Studie.