Gelsenkirchen. 50 Jahre Lebenshilfe – „das bedeutet auch: 50 Jahre Kampf“, sagt Frank Flieger, aktueller Vorsitzender dieses gemeinnützigen Vereins, der sich für Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Familien einsetzt.

Der große Unterschied: Die ersten 20 Jahre habe die Lebenshilfe um alles kämpfen müssen. „Damals gab es noch keine Strukturen oder Hilfen, die man als Verein für seine Mitglieder einfordern kann“, sagt der Vater eines 22-jährigen behinderten Sohns.

Doch auch bei Inanspruchnahme dieser Strukturen und Hilfen muss sich der Vorstand des Ortsvereins Gelsenkirchen heute noch mächtig ins Zeug legen, um die professionelle Arbeit zu sichern oder sogar noch auszubauen. Jüngstes Beispiel: der Umzug der Frühförderstelle vom abgängigen Kinderklinik-Gelände in Buer nach Bismarck.

Nach langem Ringen mit der Politik (um Mittel aus dem Konjunkturpaket) und der ev. Kirche (um die Räumlichkeiten an der Paulstraße) gab es grünes Licht für dieses ambitionierte Projekt der Lebenshilfe. Bis Mitte Juni 2011 sollen (und müssen) Umbau und Einzug über die Bühne gehen.

Als weitere Meilensteine der Vereinsgeschichte bezeichnet Flieger vor allem drei Ereignisse: Die Gründung der Frühförderstelle im Jahr 1981, die Einrichtung der Wohnstätte in Bulmke-Hüllen in 2000 und vor zwei Jahren die Eröffnung des Lebenshilfe-Centers an der Cranger Straße in Buer, in dem die Lebenshilfe niederschwellige Hilfen unter einem Dach anbietet.

Rund 500 000 Euro bewegt der Verein im Jahr und beschäftigt 15 hauptamtliche Kräfte: „Wir sind ein mittelständisches Unternehmen, das ehrenamtlich geführt wird“, sagt Frank Flieger. Aber ohne die 65 ehrenamtlichen Helfer und das Engagement der insgesamt rund 250 Mitglieder wäre man aufgeschmissen, so der Resser.

Und auch auf großzügige Spenden wie zum Beispiel jüngst vom Schalker Golfkreis um Erwin Kremers sei die Lebenshilfe angewiesen. Aber: „Wir wollen nicht, dass die Menschen uns aus Mitleid Geld geben, sondern weil sie von unserer Arbeit überzeugt sind“, so der Vorsitzende, der im Hauptberuf Großhandelskaufmann ist. In Angriff genommen werde nur das, was notwendig sei: „Wir wollen uns keine Denkmäler setzen.“

Auch darauf ist der Verein stolz: Über fünf Jahrzehnte habe es bei der Lebenshilfe keine Grabenkämpfe und internen Auseinandersetzungen gegeben, so Flieger. Wohl auch deshalb, weil die Mitglieder stets das Wohl der Kinder im Auge gehabt habe.

Den engeren Lebenshilfe-Vorstand bilden im Jubiläumsjahr neben Flieger Monika Roth als 2. Vorsitzende, Inge Milde als Kassiererin und Sabine Pokrop als Schriftführerin.