Im Dreieck von Bildung, Arbeit und Wohnen bewegt sich NRW-Minister Guntram Schneider thematisch im Bereich Integration – und inhaltlich nah an seinen beiden anderen Minister-Feldern Soziales und Arbeit. In gerader Linie (aber mit Stau-Verspätung) ging es dagegen Montag von Duisburg nach Gelsenkirchen. Mit Staatssekretärin Zülfiye Kaykin startete Schneider seine landesweite Integrationstour 2010. Gut 60 Termine stehen auf dem Plan: mit Gesprächen, Info-Runden und Einblicken in die Alltagsarbeit wie im IMZ, dem Internationalen Migrantenzentrum der AWO an der Paulstraße 4.
Gelsenkirchen als Stadt mit hohem Migrantenanteil und den bekannten Begleiterscheinungen lag wohl zum Auftakt nahe. Auch, weil es darum ging, „positive Beispiele für Integrationspolitik sichtbarer zu machen“, so Schneider. Gleichzeitig gelte es, nicht „die Augen zu verschließen. Natürlich gebe es Probleme, gebe es Parallelgesellschaften, natürlich gebe es Defizite bei Bildung und Spracherwerb, gebe es hohe Arbeitslosigkeit unter Migranten (lokal 27,9 %), die Folge mangelnder Qualifikation, aber eben auch sozialer Auslese seien. „Die soziale Frage wird in der Integrationspolitik deutlicher als in anderen Politikfeldern“, sagte Schneider. Und: „Die Sache ist zu ernst, um sie parteipolitisch zu vereinnahmen.“
Nachhaltige Strukturen für die Kommunen will die rot-grüne Landesregierung durch ihr Integrationsgesetz schaffen“, machte Kaykin deutlich. Städte und Gemeinden, eben die Praktiker vor Ort hätten „zentrale Bedeutung für das Gelingen der Integration“, so Schneider. Jedes zweite Kind, das in Gelsenkirchen zur Schule kommt, hat einen Migrationshintergrund. Entsprechend sieht Oberbürgermeister Frank Baranowski „Integration als Herausforderung unserer Zeit“ und Querschnittsaufgabe von der Kita bis zum Altenheim. „Generationengerechtigkeit ist das Stichwort. Das gehört nicht in eine Schublade.“
Die NRW-Tour des Ministers und der Abstecher nach Bismarck, betonte Barnowski, wurden vor der Sarrazin-Debatte vereinbart. Ganz ohne Folgen blieb die mediale Welle, die dessen Thesen auslösten, auch im IMZ nicht. Schneider: „Für völkisches Denken gibt es eigentlich in demokratischen Gesellschaften keinen Platz. Da ist eine Grenze überschritten worden.“ Auch die Hartz-Entscheidung der Berliner Koalition blieb nicht unkommentiert. „Ich halte die Erhöhung der Regelsätze für völlig unzureichend. Mir ist auch nicht klar., wie man zur 5-Euro-Regelung kommt“, so Schneider
Der Zugang zu Bildung ist für den Minister der Schlüssel zu erfolgreicher Teilhabe. Dass das Thema nicht gerade neu ist, machte Schneider deutlich. „Wir sind hier in einer Region, die 150 Jahre Erfahrung hat in der Integration von Menschen.“