Gelsenkirchen. .

An der „Hall Of Fame“, der Graffiti-Wand im Nordsternpark, lag am Samstag wieder reichlich Aerosol in der Luft. 25 ausgewählte Sprayer setzten an der ehemaligen Hafenmauer in doppeltem Sinn ein Zeichen. Die Aktion „Graffiti gegen Rechts“ von Jugendförderung und Jugendzentrum Tossehof fand anlässlich des Weltkindertags statt.

Parolen wie „Nazis raus“ oder durchgestrichene Hakenkreuze finden ihren Weg nicht aufs Gemäuer. „Die Maler sollen in Graffiti-Manier subtil Farbe bekennen, sich fragen: ,Wie kann ich unter künstlerischen Gesichtspunkten mit dem Thema umgehen?’“, erklärt Uwe Günther vom städtischen Jugendzentrum Tossehof.

Der 32-jährige Dortmunder mit dem Pseudonym „Her Orm“ geht mit gutem Beispiel voran. „Was haben zwei niedlich kitschig anmutende Figuren mit Gasmasken im Gesicht mit Nazis, Faschos und dergleichen zu tun?“, mag der Betrachter sich fragen, während „Her Orm“ die bunten Farben an die Hafenmauer sprüht. Der Künstler hilft auf die Sprünge: „Die Gasmasken sind gegen die braune Pest.“ Uwe Günther nickt. Genau so hat er sich das vorgestellt: „Plump plakativ haben wir überall.“

Auch ein anderer Maler bedient sich der farblichen Einordnung einer politischen Gesinnung. „Bunt gegen Braun“ lautet der nach Graffiti-Art verfremdete Schriftzug neben dem Gasmasken-Pärchen. Zwischendurch muss eine Parole dann doch mal erlaubt sein.

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Von DerWesten

Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsradikalität kann bei der Aktion nicht erzwungen werden, das weiß Uwe Günther. Die meisten der Sprayer aber halten sich an die Vorgaben. Simon (22) aus Gladbeck zum Beispiel: „Wenn man die Wand schon gestellt bekommt, sollte man auch auf die Idee eingehen.“ (Die Hall Of Fame darf zu jeder Zeit besprüht werden - sie ist legal.) Der Gladbecker bevorzugt bei seiner Thema-Umsetzung eine drastische Darstellung. Wie sein Kollege aus Dortmund hat er sich für sein Bild für zwei Charaktere entschieden. Die tragen einen Konflikt aus: Ein Vermummter trifft mit einem Pömpel einen gruseligen „Nazi-Zombie“ an der Stirn. Auf dem Fetzen Stoff, der an dem WC-Utensil hängt, gibt er ihm auf vulgäre Art zu verstehen, dass er alles andere als erwünscht ist. Graffiti darf auch mal deutlich sein.