Gelsenkirchen.
Röttgen oder Laschet? Die Frage nach dem neuen CDU-Chef entscheidet sich am 31. Oktober beim Mitgliederentscheid. Zumindest in der Gelsenkirchener Union könnte Bundesumweltminister Röttgen die Nase vorn haben.
Das zeichnet sich (auch) nach der Regionalkonferenz der Revier-CDU am Mittwochabend mit beiden Kandidaten sowie knapp 800 Mitgliedern im Bottroper Saalbau ab.
Ob Parteichef Guido Tann, Vize Andreas Est, Ehrenvorsitzender Wolfgang Meckelburg, Sascha Kurth von der Jungen Union (JU) oder Revier-CDU-Boss Oliver Wittke – sie alle erklärten nach ihrer Teilnahme an der Regionalkonferenz gegenüber der WAZ, Norbert Röttgen ihre Stimmen geben zu wollen oder zumindest dahin zu tendieren. Noch unentschieden sind die frühere Frauen-Union-Vorsitzende Gisela Winterkamp und Ratsfraktions-Chef Werner Wöll. Trotz dieses deutlichen Trends betonten alle CDUler, in Bottrop „zwei ausgezeichnete Kandidaten“ erlebt zu haben. Röttgen-Befürworter Est bringt es so auf den Punkt: „Ich würde mich nicht erschießen, wenn Laschet gewinnt.“
Röttgens Zukunftsvisionen und seine klaren Worte zur Integration (und gegen Sarrazin) hätten ihm besonders gefallen, sagt Guido Tann. Laschet sei konkreter gewesen, so Wöll. Röttgen schaue über den Tellerrand und baue ein „Koordinatenkreuz“ für die CDU, dass der Partei Orientierung gebe, lobt Wittke seinen früheren JU-Wegbegleiter. Und für Meckelburg ist Röttgen auch deshalb knapp vorne, „weil ich ihn mir besser als stellvertretenden Bundesvorsitzenden vorstellen kann“. Hintergrund: Der CDU-Landeschef soll auch diesen Posten übernehmen.
Darin sind sich alle einig: Der Mitgliederentscheid wirke belebend. „Ich würde mir auch bei anderen Fragen eine stärkere Beteiligung der Basis wünschen“, sagt Gisela Winterkamp. Es dürfe aber nicht zur Regel werden, mahnen Meckelburg und Kurth.
Hat das klare Meinungsbild bei der Kandidatenfrage in Gelsenkirchen auch damit zu tun, dass Wittke für den Posten des NRW-Generalsekretärs unter einem Parteichef Röttgen gehandelt wird? „Nein“, sagt Meckelburg. Doch offenbar stößt die Personalie auch jenseits von Gelsenkirchen auf Interesse: Ein Raunen ging durch den Bottroper Saalbau, als ein Mitglied an Röttgen die Frage richtete, auf welchen Generalsekretär er denn als Landesvorsitzender setzen wolle. Antwort: Es sei guter Brauch, dass der Parteichef einen Vorschlag für den Posten des „Generals“ mache. Wenn er gewählt werde, so Norbert Röttgen, wolle er zunächst das Gespräch mit dem amtierenden Generalsekretär Krautscheid suchen und sich dann erklären.
Was sagt Wittke? Der verweist gegenüber der WAZ auf Röttgens Antwort. Und fügt hinzu: „Die politische Zukunft kann man nicht planen.“ Dass er OB und Minister geworden sei, habe er auch nicht planen können. „Ich bin zum Glück beruflich unabhängig“, sagt der Geschäftsführer von Hellmich Bau. Als Landesvize und Revier-CDU-Chef könne er Politik frei gestalten. Er schließe aber nicht aus, dass es auch mal wieder andere politische Perspektiven geben werde.